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Außenminister Maas, Umweltministerin Schulze und Arbeitsminister Heil auf der SPD-Spargelfahrt

© dpa/ Jörg Carstensen

Spargelfahrt des Seeheimer Kreises: Die SPD müht sich um Einigkeit

Der konservative Seeheimer Kreis der SPD lud zur jährlichen Spargelfahrt auf dem Wannsee. Am Führungsanspruch von Andrea Nahles und Olaf Scholz wurde dabei nicht ansatzweise gerüttelt.

Von Hans Monath

Sonne, Wasser, Wein und gutes Essen – eigentlich geht es bei der traditionellen Spargelfahrt des konservativen sozialdemokratischen Seeheimer Kreises auf dem Wannsee um ganz elementare Dinge, die gute Laune machen sollen. Doch der mehrstündige Ausflug, für den die Seeheimer in diesem Jahr für Dienstagabend die MS Havel Queen geordert hatten, ist auch immer eine Bühne, auf der sich die SPD mit all ihren Sorgen und Konflikten selbst inszeniert. Assoziationen zu einer geschlossenen Anstalt sind nicht völlig abwegig, denn bis zum Ende des Ausflugs kann niemand von Bord.

Immer ist bei der Spargelfahrt auch die Stärke oder Schwäche der aktuellen Führung der Partei ein wichtiges Thema. Legendär ist etwa die fulminante Rede, mit der Franz Müntefering auf dem Schiff dem glücklosen Vorsitzenden Kurt Beck die Grenzen seiner rhetorischen und damit auch, wie es viele Augenzeugen empfanden, politischen Fähigkeiten aufzeigte. Ein Raunen ging damals durch die Gänge des Dampfers.

Am Führungsanspruch von Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles und Vizekanzler Olaf Scholz wurde auf der mittlerweile 57. Spargelfahrt in diesem Jahr allerdings nicht einmal ansatzweise gerüttelt, auch wenn die Partei derzeit in Umfragen auf kaum mehr als 17 Prozent kommt und viele Fraktionsmitglieder sich fragen, wie das angesichts der Dominanz der Union bei vielen Themen in der öffentlichen Debatte je wieder zu ändern sein könnte. Manche vergleichen die Lage ihrer Partei sogar mit der eines Menschen, der dringend festes Land unter den Füßen braucht und feststellen muss, dass da nur Treibsand ist.

Nahles: "Dieses Land hat eine stabile Regierung"

Vor 600 Gästen, rund 80 Abgeordneten und den Kabinettsmitgliedern Franziska Giffey (Familie), Svenja Schulze (Umwelt), Heiko Maas (Außen) und Hubertus Heil (Arbeit) nutzen Seeheimer-Chef Johannes Kahrs, Nahles und Scholz die Bühne jedenfalls, um ihren Doppelkurs des guten Regierens und der gleichzeitigen Erneuerung der SPD zu bekräftigen. Dass der gern hemdsärmelig formulierende Kahrs seinen Hamburger Landsmann Scholz als „wahren Chef“ begrüßt, empfinden die meisten Zuhörer nicht als Attacke auf Nahles, sondern als Hinweis auf eine gemeinsame Geschichte der beiden hanseatischen Politiker.

„Dieses Land hat eine stabile Regierung. Das hat dieses Land nur, weil die Sozialdemokraten Klarheit geschaffen haben“, ruft Nahles. Vehement verteidigt sie die Strategie von Finanzminister Scholz gegen Kritik aus den eigenen Reihen, die in seinem Bekenntnis zur „schwarzen Null“ eine Fortsetzung der Politik seines CDU-Vorgängers Wolfgang Schäuble erkennen wollen. „Das ist der Haushalt mit dem höchsten Investitionsvolumen, seit ich denken kann“, erklärt Nahles: „Alles andere ist Blödsinn.“ Scholz habe ihre „volle Unterstützung“.

Nahles: Dafür sorgen, dass die AfD der einzige Vogelschiss ist

Den stärksten Beifall provoziert die Partei- und Fraktionschefin mit einer Attacke auf den Satz, mit dem AfD-Fraktionschef die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert hatte: "Wir müssen dafür sorgen, Woche für Woche, dass der einzige Vogelschiss in dieser Republik die AfD ist“, ruft sie.

Der von Nahles gelobte Finanzminister warnt ebenfalls vor einem Schlingerkurs und nennt als zentrales Ziel der SPD, den sozialen Zusammenhalt zu wahren. Wenn die Sozialdemokraten in der Regierung gute Arbeit abliefern, würden die Wähler dann auch wieder sagen: „Das sind die Richtigen, denen kann man das Land anvertrauen.“

Bis dahin scheint es zwar noch ein sehr, sehr langer Weg, doch die Spargelfahrt-Gäste beklatschen sowohl Nahles als Scholz. Gastgeber Kahrs zeigte sich von Ex-Juso-Chefin Nahles, von der ihn früher tiefe ideologische Gräben trennten, so begeistert, dass er ihr ein unmoralisches Angebot macht: „Andrea, wenn Du so weiter machst, schick' ich Dir irgendwann ein Eintrittsformular der Seeheimer.“ Die SPD, auch das zeigte die Spargelfahrt, versucht es in schwierigen Zeiten ausnahmsweise mal mit einem Schuss Harmonie.

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