zum Hauptinhalt
Angehörige trugen Francos Sarg aus seinem Mausoleum.

© Juan Carlos Hidalgo/Pool via Reuters

Update

Spaniens langjähriger Diktator: Francos Leiche wird auf normalem Friedhof beigesetzt

Fast 45 Jahre nach seinem Tod ist Spaniens Diktator Franco exhumiert worden. Die Umbettung hatte unter seinen Anhängern großen Ärger ausgelöst.

Von Michael Schmidt

Vergangenheit, die nicht vergeht: Der langjährige spanische Diktator Franco ist seit mehr als 40 Jahren tot - und noch immer eine derart umstrittene Persönlichkeit, dass er das Zeug hat, das Land zu spalten. Am Donnerstag ist er trotz aller Proteste seiner Familie und Anhänger aus seinem Grab geholt worden und wird umgebettet.

„Im Tal der Gefallenen“ nordwestlich von Madrid exhumiert

Die sterblichen Überreste des Gewaltherrschers (1892-1975) wurden am Morgen „im Tal der Gefallenen“ nordwestlich von Madrid exhumiert und sollten auf dem Friedhof El Pardo-Mingorrubio am Nordrand der Stadt beigesetzt werden, hatte die spanische Regierung am Montag mitgeteilt. Dort liegt auch seine Witwe Carmen Polo begraben.

Seit dem Wochenende wurde schweres Gerät zu Francos Mausoleum gebracht, mit dem das Grab geöffnet wurde - die Granitplatte ist 1500 Kilo schwer - und der Sarg transportiert wurde. Zwei Militärhubschrauber standen für die Umbettung der einbalsamierten Leiche bereit.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, zeigten Fernsehaufnahmen, wie der Sarg des verstorbenen Diktators von acht seiner Angehörigen zu einem Bestattungswagen transportiert wurde. Unter den Angehörigen, die Francos Sarg aus seinem Mausoleum trugen, befand sich auch sein Urenkel Louis de Bourbon, ein entfernter Cousin des spanischen Königs Felipe VI..
Über dem Mausoleum, das von 1940 bis 1959 von 20.000 republikanischen Zwangsarbeitern in den Fels getrieben wurde, thront ein 155 Meter hohes Betonkreuz. Der Ort gilt - sehr zum Ärger zahlreicher Opfer der Franco-Herrschaft - bis heute als Pilgerstätte für Anhänger des faschistischen Diktators.

General Franco hatte 1936 gegen die Regierung der spanischen Republik geputscht. Aus dem Umsturzversuch wurde ein fast dreijähriger Bürgerkrieg.
General Franco hatte 1936 gegen die Regierung der spanischen Republik geputscht. Aus dem Umsturzversuch wurde ein fast dreijähriger Bürgerkrieg.

© dpa

General Franco hatte 1936 gegen die Regierung der spanischen Republik geputscht. Aus dem Umsturzversuch wurde ein fast dreijähriger Bürgerkrieg, den Franco - auch mit der Unterstützung Hitler-Deutschlands - 1939 gewann. Er regierte Spanien bis an sein Lebensende im November 1975.

Nach seinem Tod leitete König Juan Carlos den Übergang zur Demokratie mit ersten freien Wahlen 1977 ein. Im „Valle de los Caídos“ (Tal der Gefallenen) liegen Zehntausende Kämpfer und Soldaten begraben, die auf beiden Seiten des Spanischen Bürgerkriegs gefallen waren. Diese Exhumierung findet jetzt im engsten Familienkreis statt. Für die Regierung wird Justizministerin Dolores Delgado in ihrer Rolle als „Notarin des Königreichs“ anwesend sein.

Nach monatelangen Debatten hatte das Oberste Gericht in Madrid im September grünes Licht für die umstrittene Umbettung gegeben.
Die Familie Franco hatte sich vehement gegen die Umbettung gewehrt und wäre nur mit einer Bestattung in einem familieneigenen Grab in der Almudena-Kathedrale im Zentrum von Madrid einverstanden gewesen. Die zuständigen Richter wiesen diesen Einspruch aber zurück.

Auch die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez lehnte dies strikt ab, weil sie in dem Gotteshaus keinen neuen Pilgerort für Franco-Anhänger schaffen wollte.

Sánchez hatte schon kurz nach seiner Amtsübernahme im Juni 2018 angekündigt, die Gebeine an einen anderen Ort bringen lassen zu wollen. Neben der Familie hatten sich auch konservative und rechtspopulistische Politiker gegen die Exhumierung ausgesprochen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false