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Symbolbild mit der geplanten App und dem alten Impfpass.

© imago images/MiS

Sommerurlaub in der Corona-Pandemie: Der digitale Impfpass ist das kleinste Problem

Kein Grund zur Panik: Auch ohne die Impf-App wird Reisen möglich sein – ein weltweit gültiges Zertifikat gibt es schließlich längst. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Thomas Trappe

Vorweg: Eine Corona-Impfung entfaltet ihre Wirkung auch ohne digitalen Impfnachweis. Bei der Aufregung, stellenweise schon fast Panik, die sich in weiten Teilen der Öffentlichkeit gerade breit macht ob der schlimmstenfalls erst Ende Juni kommenden App, scheint der Hinweis angebracht.

So verständlich der Wunsch ist, die lang ersehnte Impfung digital zu erfassen, muss man eben auch sagen, dass der digitale Nachweis alles andere als kriegsentscheidend ist. Für die Reisepläne des Sommers spielen viele Pandemiefaktoren eine Rolle, die App eher eine untergeordnete.

Es mag ein wenig großväterlich klingen, was die halbe Ärzteschaft betont, stimmt aber trotzdem: Das Corona-Impfzertifikat gibt es längst, es ist gelb und aus Papier, und dank WHO-Signum nicht nur EU-, sondern gleich weltweit anwendbar. Tatsächlich spricht wenig dagegen, dass sich die EU-Mitgliedsstaaten bei ihren gerade laufenden Verhandlungen zum geplanten Grünen Zertifikat darauf einigen werden, den WHO-Pass anzuerkennen – die Bundesregierung jedenfalls drängt darauf.

Gleichzeitig gehört Deutschland zu jenen 20 EU-Ländern, die im Mai in einer Pilotphase die Implementierung des Grünen Zertifikats auf nationaler Ebene erproben. Brüssel plant ebenfalls, erst Ende Juni mit dem Grünen Zertifikat flächendeckend an den Start zu gehen. Es wird dafür eine App geben, aber auch eine Papiervariante.

Jens Spahn hat Schwung in die Digitalisierung gebracht

Der für Deutschland geplante digitale Impfnachweis ist wohlgemerkt ein eigenes Projekt, wenn auch Grundlage für das Grüne Zertifikat. In einer App sollen von Corona genesene und geimpfte Bundesbürger ihren Status nachweisen können, sei es im Restaurant, im Fitnessstudio oder beim Frisör. Für die Ausnahmen von Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen dürfte die App fast irrelevant sein.

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Denn aktiviert wird der Nachweis zwei Wochen nach der letzten Impfung. Ein Großteil der Menschen, auf die das jetzt schon zutrifft, nutzt kein Smartphone, dafür aber den WHO-Impfausweis oder den Papierausdruck nach der Corona-Impfung. Da in den meisten Landkreisen wegen der sinkenden Inzidenzwerte bald sowieso die Ausgangssperren wegfallen, ist es eine verkraftbare Zumutung für die wenigen wirklich betroffenen Digitalaffinen, nach 22 Uhr statt einer App eben einen Impfausweis bei sich zu tragen.

Deutschland versucht sich seit mehr als einem Jahrzehnt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Bundesminister Jens Spahn kann man vieles vorwerfen, aber nicht, dass er hier nicht ordentlich Schwung reingebracht hat. Mitte Mai bis Ende Juni soll der digitale Impfnachweis auf nationaler Ebene kommen: Selbst wenn das Zeitfenster bis zum Schluss ausgereizt wird, wäre das rechtzeitig vor Beginn der Reisesaison. Über die Aufregung zur Impf-App, diese Prognose sei gewagt, dürfte dann die Zeit hinweggegangen sein.

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