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Außenminister Heiko Maas am Montag in Berlin.

© imago images/photothek

Sommerurlaub am Mittelmeer: Auf der Straße nach Süden

Länder wie Spanien und Italien hängen stark vom Tourismus ab. Deshalb musste Außenminister Heiko Maas am Montag einen schwierigen Drahtseilakt vollführen.

Wer die Ankündigungen von Politikern aus dem EU-Ausland zum Beginn der touristischen Sommersaison hört, der fühlt sich gelegentlich an eine Werbeveranstaltung erinnert. Am Wochenende hatte Italiens Regierungschef Giuseppe Conte erklärt, dass sein Land angesichts der abklingenden Coronapandemie für Touristen aus dem EU-Ausland wieder ab dem 3. Juni geöffnet ist. Und Ende Juni wollen die Balearen deutsche Urlauber in einem Pilotprojekt auf die Mittelmeerinseln holen. Kein Wunder: Nach Österreich gehören Spanien und Italien zu den Ländern in der EU, die am stärksten vom Tourismus abhängen.

Zwar gilt für deutsche Urlauber bis zum 14. Juni eine weltweite Reisewarnung. Allerdings hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) bereits angekündigt, dass ab Mitte Juni die Reisefreiheit in der EU wieder angestrebt werde. Um einen politischen Wildwuchs bei der absehbaren Aufhebung der Reisewarnung für Bürger in Deutschland zu vermeiden, beriet sich Außenminister Heiko Maas (SPD) am Montag in einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus zehn beliebten Urlaubsländern: Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien.

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In all diesen Staaten setzt der Tourismus nicht zuletzt auf Urlauber aus Deutschland. In der gesamten EU ist die Branche, die angesichts der Coronakrise erst einmal kollabiert ist, ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor: Der Sektor erwirtschaftet 11,5 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes in der Gemeinschaft.

Vor diesem Hintergrund musste Maas am Montag einen schwierigen Drahtseilakt vollführen: Einerseits bedeutet das Wiederhochfahren beim Tourismus grundsätzlich ein zusätzliches Infektionsrisiko. Auf der anderen Seite brauchen vor allem Spanien und Italien, die von der Pandemie schwer betroffen sind, positive Signale aus Deutschland mit Blick auf eine Rückkehr deutscher Urlauber.

Maas: In diesem Sommer keine Rückkehr zum „business as usual“

Maas erklärte nach dem Gespräch mit seinen Amtskollegen, dass Deutschland noch vor dem Beginn des Sommers auf eine Öffnung der Grenzen für Touristen hinarbeiten wolle. Die generelle Reisewarnung für das Ausland solle durch Reisehinweise für einzelne Staaten ersetzt werden, kündigte er an. In welchen Ländern im EU-Ausland ab dem 15. Juni definitiv der Urlaub möglich sein werde, wollte der Außenminister nicht preisgeben. Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, dass es in diesem Sommer „eine generelle Rückkehr zum business as usual geben“ werde, erklärte er. Man wolle zwar Schritt für Schritt" zur Normalisierung beim Urlaubmachen zurückkehren, so Maas. Diese Normalisierung werde aber "nicht das sein, was in den letzten Jahren unter normal verstanden worden ist", schränkte er ein.

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Was das im Einzelnen bedeutet, zählte Maas auf: Die Einhaltung von Hygieneregeln an den Urlaubs-Hotspots, Registrierungslisten in Restaurants und die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden vor Ort, welche die Austauschbarkeit von Daten gewährleisten müssen. In all diesen Punkten strebt Deutschland eine Koordinierung mit den Urlaubsländern an. In den kommenden Wochen wolle man sich dabei auf Expertenebene auf gemeinsame Kriterien einigen. Es gelte für die Zukunft zu vermeiden, dass über Urlaubsorte die Pandemie wieder in Deutschland eingeschleppt werde, warnte der Minister. Alle Beteiligten dürften nicht vergessen haben, dass der österreichische Skiort Ischgl im Winter einer der Hotspots der Pandemie gewesen war.

Unterschiedliche Vorstellungen gibt in den einzelnen an der Videokonferenz beteiligten Ländern nach den Worten von Maas in der Frage, ob Urlauber zwingend Tracing-Apps auf ihren Handys installiert haben müssen und ob das Fiebermessen bei der Ankunft verpflichtend sein soll. Das Vorgehen wolle man „möglichst harmonisieren“, gab Maas zu verstehen.

Tauziehen in Spanien zwischen Zentralregierung und den Balearen

Die Frage, ob das Land für Urlauber aus dem Ausland geöffnet werden kann, ist unterdessen zu einem politischen Tauziehen in Spanien geworden. Während die Regionalregierung der Balearen auf eine möglichst weit gehende Lockerung dringt, mahnt in Madrid Regierungschef Pedro Sanchez weiter zur Vorsicht. Sanchez will den Corona-Notstand bis Ende Juni verlängern. Demnach dürfen Spanier bis auf Weiteres nicht ihre Urlaubswohnungen aufsuchen. Gleichzeitig hatte aber die balearische Regionalpräsidentin Francina Armengol für die zweite Junihälfte Pilotprojekte mit Touristen aus dem Ausland angekündigt.

Armengol hatte sich dabei auf die Empfehlung der EU-Kommission berufen, der zufolge touristische Reisen zwischen Regionen in der EU demnächst möglich sein sollen, die ein ähnliches Infektionsniveau aufweisen. Tatsächlich weisen die Balearen im Gegensatz zu Städten wie Madrid und Barcelona in Spanien vergleichsweise niedrige Infektionszahlen auf. Damit sich aber tatsächlich die ersten deutschen Urlauber aus Deutschland ab Ende Juni wieder auf Mallorca, Ibiza und Menorca frei bewegen können, müsste Sanchez zunächst die weiterhin geltende Regelung aufheben, der zufolge sich Einreisende in eine 14-tägige Quarantäne begeben müssen.

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