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Noch werden Risikogruppen in Impfzentren geimpft. Niedergelassene fordern, dies bald in Praxen tun zu dürfen.

© Patrick Pleul/dpa

Soll bald in Arztpraxen geimpft werden?: Mediziner und Politiker fordern neues Impfkonzept

Für das Impfen in den Praxen um die Ecke spricht einiges - doch auch die Impfzentren haben Vorteile. Der Städtetag mahnt zu mehr Tempo.

Angesichts neuer, demnächst einsetzbarer Präparate zum Schutz vor dem Coronavirus wird bundesweit darüber diskutiert, wo künftig Impfungen durchgeführt werden können und sollen. Im Gesundheitswesen wird vermehrt gefordert, auch dezentral in Arztpraxen zu impfen.

Wenn möglichst viele Bürger möglichst schnell geimpft werden sollten, müsse man die Praxen einbeziehen, sagte der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid dem Tagesspiegel: In den bereits errichteten Impfzentren allein werde das Immunisieren viel länger dauern, als wenn die Ärzte auch direkt in ihren Kiezen mit einsprängen.

Ähnliches ist aus Berlins Ärztekammer zu hören. Und auch die Opposition im Abgeordnetenhaus fordert, Praxen einzubeziehen.

Berlins Senat traue er das Massenimpfen in den Zentren kaum zu, sagte der FDP-Gesundheitsexperte Florian Kluckert, daher müssten so viele Menschen wie möglich in den Praxen versorgt werden, wenn die Beschaffenheit der Präparate dies zulasse. Der CDU-Abgeordnete Tim Zeelen sagte: „Die Kassenärzte kennen ihre Patienten, sobald es möglich ist, sollte vor Ort geimpft werden können.“

Spahn setzt weiter auf Impfzentren

Berlins zuständige Kassenärztliche Vereinigung hatte das schon vor Tagen gefordert: „In der ambulanten Versorgung impfen wir in jedem Jahr innerhalb kürzester Zeit Millionen Menschen. Das schaffen wir auch bei der Covid-19-Impfung.“

Die Praxisärzte sollten impfen, sobald ein Mittel da sei, das einfacher zu handhaben ist. Der aktuell eingesetzte Biontech-Impfstoff muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Das Mittel von Moderna kann wie das von Astrazeneca, das wohl bald zugelassen wird, bei üblichen Kühlschranktemperaturen aufbewahrt und auch transportiert werden.

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In Berlin koordiniert das Deutsche Rote Kreuz die Einsätze in den Impfzentren. Landeschefin Gudrun Sturm sagte dem Tagesspiegel, dass fachlich vieles für die Zentren spreche: Das dort konzentrierte Vorgehen erleichtere, dass das Impfen besser statistisch ausgewertet, wissenschaftlich begleitet und auch nach bestimmten Patientengruppen gesteuert werden könne.

Seit Jahresende wird in Berlin in der „Arena“ geimpft, bald könnten die Zentren im Velodrom und im Erika-Heß-Eisstadion eröffnen. Am Samstag probten die im Velodrom verantwortlichen Johanniter mit Statisten den Ablauf – ab Montag sind sie einsatzbereit.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Sonnabend, anfangs würden kaum ausreichend Moderna-Dosen verfügbar sein, um sie flächendeckend an Praxen zu geben. Langfristig aber könnten niedergelassene Ärzte etwa mit Astrazeneca impfen.

Der Deutsche Städtetag forderte mehr Tempo. Präsident Burkhard Jung sagte der dpa: „Derzeit impfen überwiegend mobile Teams.“ Dadurch seien die Impfzentren meist leer. Die Impfkampagne müsse an Fahrt gewinnen, damit die Hoffnung der Menschen nicht enttäuscht werde.

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