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Sohn von Willy Brandt teilt gegen SPD aus: „Partei hat den Kontakt zu den stinknormalen Leuten verloren“

Vor 50 Jahren gab Willy Brandt seine Regierungserklärung ab. Aus diesem Anlass erzählt sein Sohn im Videointerview, warum er an der SPD von heute leidet.

Willy Brandts Sohn Peter kritisiert, dass die Sozialdemokraten "den Kontakt zu den stinknormalen Leuten verloren" haben. "Die Kunst wäre eigentlich, unterschiedliche Großmilieus zusammenzubringen, das urbane, gut ausgebildete, eher kosmopolitische Milieu auf der einen Seite und ‚die Normalos'" auf der anderen, sagt der Historiker in einem Video-Interview mit dem Tagesspiegel zum 50. Jubiläum der Kanzlerschaft Brandts. Am 28. Oktober 1969 gab Willy Brandt seine Regierungserklärung als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg ab.

Peter Brandt: Politiker müssen wieder "das Risiko zu scheitern" eingehen

Peter Brandt wünscht sich von den SPD-Politikern, dass sie ein politisches Konzept entwickeln, und sich nicht scheuen, es "gegen Widerstände aufrecht zu erhalten und durchzusetzen – mit dem Risiko zu scheitern". Ein guter Politiker muss nach Ansicht Peter Brandts "die Fähigkeit haben, ein komplexes Konzept so zu vermitteln, dass es zwar vereinfacht, aber nicht verfälscht" werde.

Willy Brandt war in den Augen des Sohns "ein umgänglicher Typ"

Sein Vater sei "ein umgänglicher Typ" gewesen, sagt Peter Brandt. Es sei "schwervorzustellen, dass er seine schlechte Laune an Mitarbeitern ausgelassen hätte". Dies wird und wurde zahlreichen anderen Spitzenpolitikern immer wieder vorgeworfen. Dennoch, so Peter Brandt, habe es Zeiten gegeben, "wo es nicht angenehm war, mit ihm an einem Tisch zu sitzen".

Das Video-Interview beendet die Reihe zum 50. Jahrestag der Kanzlerwahl Willy Brandts, die der Tagesspiegel in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung veröffentlicht. In der Reihe äußerten sich: Außenminister Heiko Maas, der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Schriftstellerin Nora Bossong, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Außerdem fand in der Reihe die Podiumsveranstaltung "Mehr wagen. Die Parteien 50 Jahre nach Willy Brandt" im Tagesspiegel-Haus mit der Grünen-Europapolitikerin Franziska Brantner, dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, dem Bundestagsvizepräsidenten und stellvertretenden FDP-Chef Wolfgang Kubicki und dem CDU-Außen- und Sicherheitspolitiker Ruprecht Polenz statt.

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