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Wie viel ist das? Wer später lernen können soll, muss früh gefördert werden. Daran hapert es in manchen Familien.

© dpa-tmn

Sinkende Pisa-Leistungen: Die Schulen sind gut, die Schüler werden schlechter

Wer künftig bessere Pisa-Ergebnisse haben will, muss die räumliche Verteilung von bildungsfernen Familien mit Kleinkindern in den Blick nehmen. Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Ursula Weidenfeld

Die Schulen sind ignorant, die Lehrer sind schlecht, der Bildungsföderalismus ist eine Katastrophe, strenge Standards fehlen. So hörte man es in der vergangenen Woche, nachdem die Resultate der neuen Pisa-Studie für 15-jährige Schüler veröffentlicht worden waren.

Helfen werden diese Bemerkungen kaum. Das deutsche Pisa-Problem des Jahres 2019 beginnt nicht mehr in den Schulen. Es beginnt in den Elternhäusern und entfaltet sich in den Kindergärten. Statt sich immerzu an den Grund- und Hauptschulen und den Gymnasien abzuarbeiten, muss man heute darauf schauen, welche Sprache zuhause gesprochen wird. Man muss die Arbeit der Kitas verbessern und die räumliche Verteilung von bildungsfernen Familien mit kleinen Kindern in den Blick nehmen. Dort entscheidet sich jetzt, wie die Pisa-Tests in zwölf Jahren ausfallen.

Geordnete Verhältnisse, bessere Entwicklung

Die meisten wissenschaftlichen Studien zur frühkindlichen Betreuung zeigen, dass der Bildungserfolg oder das Schulscheitern von benachteiligten Kindern in den ersten Lebensjahren angelegt wird. Spätere Maßnahmen wirken viel schwächer, manche kaum noch. Da unterscheiden sich Familien mit und ohne Migrationshintergrund übrigens fast gar nicht. Leben sehr kleine Kinder in einer geordneten Umgebung, sind sie ständig mit der Landessprache konfrontiert, besuchen sie eine gute Ganztags-Kita, entwickeln sie sich besser, als wenn man alles laufen lässt wie bisher.

Österreich und Kanada machen es vor

In Deutschland aber besuchen Kinder aus bildungsfernen Familien die schlechteren Kitas. Warum achten Städte nicht darauf, Familien und Alleinerziehende mit Babys und Kleinkindern möglichst aus prekären Vierteln rauszuhalten? Österreich und Kanada machen das schon vor. Stattdessen wird mit Elternprojekten zum Erwerb der deutschen Sprache herumexperimentiert. Die Folge: Schon im Kindergartenalter geht die Schere in der Bildung weiter auf. Man muss sich nicht wundern, dass diese Fehlentwicklungen später in der Schule kaum noch zu korrigieren sind. Die Schulen sind in den vergangenen Jahren besser geworden. Es sind die Schüler, die schlechter geworden sind.

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