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Sigmar Gabriel (SPD) spricht während einer aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag.

© Wolfgang Kumm/dpa

Sigmar Gabriel bald VDA-Präsident?: Ex-SPD-Chef gilt als Favorit für den Posten als Auto-Lobbyist

Sigmar Gabriel ist offenbar Favorit für den Chefposten beim Verband der Automobilindustrie. Gerüchte über die Personalie gibt es schon länger.

Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ist nach Informationen der „Bild am Sonntag“ Favorit für den Chefposten beim Verband der Automobilindustrie (VDA). „Gabriel ist zu 99 Prozent sicher“, zitiert die Zeitung einen nicht genannten Manager der Branche. „Sollten keine unüberbrückbaren Differenzen mit Gabriel auftreten, wird er der neue Präsident.“ Gerüchte, dass Gabriel Auto-Lobbyist werden könnte, gab es wie berichtet schon länger. Mit ihm „könnte sich der ein oder andere sicher anfreunden“, sagte ein Konzernvertreter dem Tagesspiegel bereits Anfang Oktober.

Gabriel ist derzeit noch Mitglied im Bundestag, wird sein Mandat jedoch wie bereits Ende September angekündigt zum 1. November abgeben. Diesen Schritt hatte er damals damit begründet, „dass ich mit 60 Jahren jetzt noch einmal die Chance habe, etwas Neues anzufangen“. Derzeit ist Gabriel zudem Vorsitzender der Atlantik Brücke zur Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen sowie Autor der Holtzbrinck Gruppe.

In der Branche rechnet man bereits damit, dass die Wahl auf Gabriel als neuen VDA-Präsidenten fällt. „Es sieht sehr danach aus“, sagte der Vertreter eines großen Autokonzerns am Sonntag dem Tagesspiegel. „Es wird nun über zwei Namen gesprochen und auch entschieden“, sagte ein anderer Unternehmensvertreter. „Gabriel findet vor allem bei den Zulieferern viel Zustimmung.“

Neben ihm gibt es mit der ehemaligen Staatsministerin Hildegard Müller (CDU) jedoch noch eine weitere Kandidatin für den Spitzenposten. Die langjährige Merkel-Vertraute hatte von 2008 bis 2016 die Geschäfte des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geführt und war dann zur RWE-Tochter Innogy ins Ruhrgebiet gewechselt. Die 52-Jährige weiß also, wie Lobbyismus funktioniert. Zudem stößt es schon länger intern auf Kritik, dass der Verband nach wie vor von Männern dominiert wird und weder im 19-köpfigen Vorstand noch im Präsidium des VDA eine Frau vertreten ist.

Für Gabriel wiederum spräche sein guter Draht in die Politik. Die Branche wünscht sich für den Posten jemanden, der gute Kontakte hat ins Kanzleramt und in die EU hat, so wie einst Matthias Wissmann. In Folge des Dieselskandals hat die Branche viel Vertrauen in Berlin und Brüssel verspielt. Die Grünen jedoch zweifeln daran, dass Gabriel der Richtige wäre, um das Vertrauen zurückzugewinnen. „Mit dieser Personalie würde die Autolobby weiterhin auf Blockade bei Klima und Verkehrswende setzen“, sagte Grünen-Politiker Sven-Christian Kindler dem Tagesspiegel. Der VDA ist einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland, die Autobranche mit mehr als 800.000 direkt Beschäftigten eine Schlüsselindustrie. (Tsp)

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