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Armenische Freiwilligenrekruten vor ihrem Transport an die Front.

© Karen Mirzoyan/AP/dpa

Schwere Gefechte im Kaukasus: Trump, Putin und Macron verurteilen Gewalt in Berg-Karabach

Der Konflikt um Berg-Karabach dauert bereits seit Jahrzehnten an. Bei neuen Kämpfen in der Kaukasusregion in Aserbaidschan soll es nun viele Tote geben.

Die Präsidenten der USA, Russlands und Frankreichs haben nach Kreml-Angaben in einer gemeinsamen Erklärung die militärische Gewalt in der Konfliktregion Berg-Karabach verurteilt. Sie forderten am Donnerstag die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Rückkehr zur Waffenruhe, wie der Kreml in Moskau mitteilte.

Unterzeichnet wurde die Erklärung demnach von US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin. Russland, Frankreich und den USA leiten seit 1992 die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OSZE).

Der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Artsrun Howhannissian, erklärte, bei den neuen Gefechten um Berg-Karabach seien etwa 350 aserbaidschanische Soldaten getötet worden. Außerdem seien 15 Panzerfahrzeuge und drei Hubschrauber der Gegenseite abgeschossen worden, von denen einer im Iran abgestürzt sei.

Das Verteidigungsministerium in Baku wies die Angaben über den Abschuss eines aserbaidschanischen Hubschraubers über dem Iran als "Lüge" zurück. Zum Kampfgeschehen hieß es, "dass armenische Truppen die ganze Nach mit zerstörerischen Artillerieschüssen" ins Visier genommen worden seien.

Berg-Karabach gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans

Die Truppen hätten sich von Stellungen entlang der Frontlinie zurückziehen müssen. Die militärischen Kräfte der selbsternannten Republik Berg-Karabach versicherten ihrerseits, sie hätten Aserbaidschan an der Neuordnung seiner Truppen gehindert.

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In Stepanakert, der Hauptstadt von Berg-Karabach, blieb es am Donnerstag zunächst ruhig. Ein Großaufgebot der Polizei machte allerdings die angespannte Lage deutlich. In der Nacht wurde die wegen der Kämpfe verdunkelten Stadt von zwei Explosionen erschüttert. Offenbar gelangen keiner der Konfliktparteien nennenswerte militärische Erfolge.

Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Bis heute wird die selbsternannte Republik Berg-Karabach international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.

Die Kämpfe in Berg-Karabach waren am Sonntag wieder aufgeflammt

Der Konflikt um Berg-Karabach dauert bereits seit Jahrzehnten an. Allerdings hatte in den vergangenen Jahren in dem Gebiet relative Ruhe geherrscht, bis dann am Sonntag neue Kämpfe aufflammten.

Zu den Opferzahlen gibt es keine vollständigen Angaben. Auf armenischer Seite sollen seit Sonntag 104 Soldaten und acht Zivilisten getötet worden sein. Aserbaidschan schweigt über Opfer in seiner Armee und spricht lediglich von 16 getöteten Zivilisten.

Bei dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der Kaukasusregion eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.

Putin führte am Mittwoch mit Frankreichs Präsident Macron ein Telefonat über den Konflikt. Nach Kreml-Angaben erklärten sich beide bereit, ihre diplomatischen Bemühungen im Rahmen der Minsk-Gruppe zu verstärken. Sie riefen die Konfliktparteien auf, "die Gefechte vollständig und so bald wie möglich einzustellen, die Spannungen zu deeskalieren und maximale Zurückhaltung zu üben".

Allerdings deutet derzeit nichts auf eine Deeskalation hin. Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew hatte vielmehr am Mittwoch angekündigt, die Kämpfe erst nach einem Abzug der armenischen Rebellen aus dem Gebiet zu beenden. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan schlug ein Vermittlungsangebot Russlands aus. (dpa, AFP)

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