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Schweden: Vier Atomkraftwerke nach Störfall abgeschaltet

Nach einem schweren Störfall in einem AKW sind in Schweden insgesamt vier Reaktoren vom Netz genommen worden. Die Bundesregierung will prüfen lassen, ob ähnliche Mängel auch in deutschen Kraftwerken vorliegen können.

Stockholm - Wie der Betreiber des AKW Oskarshamn am Mittwochabend mitteilte, wurden zwei der drei dortigen Blöcke abgeschaltet, weil ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei. Der Oskarshamn-Betreiber reagierte damit auf einen Stromausfall in dem AKW Forsmark vor einer Woche. Dort waren nach dem Störfall ebenfalls zwei von drei Reaktoren heruntergefahren worden. Nach dem Stromausfall waren Vorwürfe aufgekommen, dass eine Reaktorschmelze nur durch reines Glück vermieden worden sei.

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt über den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte am Donnerstag in Berlin, der Ausfall der elektrischen Versorgungen dort stelle ein «sicherheitstechnisch ernstes Ereignis» dar. Das Umweltministerium ermittle den genauen Sachverhalt. Auch solle schnellstmöglich geklärt werden, ob die in Schweden aufgetretenen sicherheitstechnischen Mängel auch in deutschen Atomkraftwerken vorliegen können.

"Schnellstmöglich abschalten"

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer erklärte, der schwere Störfall mache «schlaglichtartig die fortdauernde Gefahr dieser Technologie deutlich». Der Vorfall rufe die Erinnerungen an die «Schrecken von Harrisburg und Tschernobyl wach». Bütikofer fügte hinzu: «Es gibt nur einen ansatzweise sicheren Umgang mit Atomkraft: schnellstmöglich abschalten.»

Ein Sprecher von OKG, der Betreiberfirma von Oskarshamn an der Südküste, sagte im schwedischen Rundfunk, es sei nicht gesichert, dass in dieser Anlage ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark ausgeschlossen werden könne. Deshalb sollten nun die möglichen Anweisungen der Behörden zur Verbesserung der Sicherheit abgewartet werden. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT will Umweltministerin Lena Sommestad voraussichtlich eine Sicherheitsprüfung aller schwedischen Atomreaktoren veranlassen, sobald eine von der Regierung eingeleitete Untersuchung des Vorfalls in Forsmark abgeschlossen ist. Weitere Schließungen seien vorerst aber nicht geplant, teilte die Staatliche Kernkraftinspektion (SKI) mit.

Nach Informationen von Greenpeace und der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW hatte in der vergangenen Woche nach einem Stromausfall in dem Atomkraftwerk Forsmark die Notstromversorgung versagt. Vier starke Batterien hätten in einem solchen Fall von vier Dieselgeneratoren gespeist werden müssen und die Steuerzentrale des AKWs versorgen sollen. Zwei dieser Dieselgeneratoren hätten jedoch nicht funktioniert, so dass für einen Zeitraum von 20 Minuten die elektronische Überwachung ausgefallen sei.

Drohte ein Super-GAU?

Offenbar sei es nur deswegen nicht zu einem Unfall gekommen, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Notkühlsystems funktioniert hätten, bevor es der Belegschaft gelang, den Betrieb manuell wieder in den Griff zu bekommen. «Wären noch mehr Fehler in der automatischen Steuerung aufgetreten, dann hätte die Welt in der vergangenen Woche möglicherweise ihren zweiten Super-GAU» nach Tschernobyl erlebt, sagte IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. (tso/AFP/ddp)

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