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Gedenken an die Opfer des Amoklaufs auf der Krim in Moskau

© AFP/Alexander Nemenov

Update

Schwarzmeerhalbinsel: Amokläufer tötet an Berufsschule auf der Krim 19 Menschen

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim hat ein 18-Jähriger eine Schule angegriffen. Er zündete offenbar eine Bombe und schoss auf Mitschüler.

Ein brutaler Angriff in einer Schule mit mehr als einem Dutzend Toten hat die von Russland annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim erschüttert. Ein Schüler tötete 19 Menschen und verletzte mehr als 40 Kameraden, wie die Behörden am Mittwoch in der Stadt Kertsch mitteilten. Der 18-Jährige soll in der Kantine eine mit Metallteilen gefüllte Bombe gezündet haben und auf seine Mitschüler geschossen haben. Daraufhin habe er sich nach Angaben des Staatlichen Ermittlungskomitees selbst erschossen. Sein Körper sei in der Bibliothek der Schule gefunden worden, hieß es.

Der Vorfall ereignete sich in einer Berufsschule in der Stadt Kertsch auf der ukrainischen Krim, die sich Russland 2014 einverleibt hatte. Völkerrechtlich gilt die Halbinsel aber noch immer als Teil der Ukraine. Sowohl Kremlchef Wladimir Putin als auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko drückten den Opfern und den Familien ihre Anteilnahme aus.

„Warum das für uns so wichtig ist? Weil das ukrainische Staatsbürger sind“, schrieb Poroschenko auf Facebook. „Wenn ukrainische Staatsbürger umkommen, wo immer das auch geschieht, dann ist das eine Tragödie.“ Putin sagte, die russischen Ermittler würden alles Notwendige dafür tun, den Fall und das Motiv aufzuklären. Es sei klar, dass in Kertsch ein Verbrechen geschehen sei, sagte Putin.

Die Stadt liegt ganz im Osten der Halbinsel Krim. Von dort führen eine Fährverbindung und seit diesem Jahr auch eine Brücke auf das russische Festland. Russland reagiert auf alle Vorfälle auf der Krim sehr nervös, denn die Annexion der Halbinsel ist international nicht anerkannt. Moskau befürchtet vor allem Unruhe unter den Krimtataren, die loyal zur Ukraine standen. Vor dem Schulgebäude fuhren deshalb gepanzerte Mannschaftstransporter auf. Auch die Sicherheitsmaßnahmen an der Brücke wurden verstärkt. Die Ukraine erhöhte ihrerseits die Sicherheit an den wenigen Übergängen von und zur Krim.

Der Tatort auf der Halbinsel Krim
Der Tatort auf der Halbinsel Krim

© dpa

Zunächst waren die russischen Behörden von einem Terroranschlag ausgegangen. Deshalb setzten sie auf der Halbinsel auch starke Sicherheitskräfte in Marsch. Als sie später jedoch einen Schüler aus dem vierten Lehrjahr als mutmaßlichen Täter identifizierten, wurde nur noch wegen Mordes ermittelt. Auf Bildern einer Überwachungskamera war nach Angaben der Behörden zu sehen, wie der 18-Jährige mit einer Waffe in der Hand das Gebäude betrat.

Bei der Untersuchung am Tatort fanden die Ermittler auch einen zweiten Sprengsatz, der jedoch nicht explodiert war. Die Bombe sei unschädlich gemacht worden, hieß es von der Einsatzleitung. Wie der junge Mann an die Munition gekommen war und ob er Komplizen bei der Vorbereitung hatte, war bislang nicht bekannt.

Die meisten Opfer waren jugendliche Schüler des berufsbildendenden Kollegs. Sie starben nach Angaben der Ermittler vor allem an Schusswunden und nicht durch die Explosion. Der Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow, ordnete noch am Nachmittag eine dreitägige Trauerzeit an.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach ebenfalls ihr Mitgefühl aus: Sie trauere „um die vielen ausgelöschten jungen Leben“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter mit. „Unsere Anteilnahme gilt den Familien der Opfer und allen Verletzten.“ Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, man sei erschüttert über den Angriff. „Nichts rechtfertigt diese Gewalt gegen unschuldige Schülerinnen und Schüler.“

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Russland hatte im vergangenen Jahr einen großen Terroranschlag erlebt, als in der U-Bahn von St. Petersburg bei einer Explosion mehr als ein Dutzend Menschen getötet wurden. Die Tat wurde einem Mann aus Zentralasien zugeschrieben, der sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen haben soll. Auch Amokläufe an Schulen hatte es Russland bereits vorher gegeben, allerdings nie mit so schweren Folgen wie in Kertsch. (dpa)

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