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Schwarz-grüne Einigkeit: Die dritte Einheit: mit Migranten

Integrationsminister Armin Laschet von der CDU wirbt für eine neue Republik – und bekommt dafür den Beifall des Grünen Daniel Cohn-Bendit, einst in Frankfurt der erste Dezernent für Multikulturelles.

Berlin - Die Moderatorin mühte sich, ein bisschen zu zündeln, aber ein Streitgespräch schien mit den beiden auf dem Podium des „Zeit-Forums Politik“ einfach nicht zu machen. In beinahe allen Punkten waren sie ein Herz und eine Seele, der „rote Dany“ und der Schwarze Laschet: Daniel Cohn-Bendit, vor 20 Jahren in Frankfurt am Main erster Dezernent für Multikulturelles und der Christdemokrat Armin Laschet, seit 2005 Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen, auch er der erste bundesweit.

Thema des schwarz-grünen Treffens war Laschets soeben erschienenes Buch „Die Aufsteigerrepublik“, eine Art Zwischenbilanz nach vier Jahren im Amt und ein Manifest für das, was Laschet die „dritte deutsche Einheit“ nennt: nach der Integration der Vertriebenen in Nachkriegsdeutschland, dem Zusammenwachsen von Ost und West nun das der Mehrheitsdeutschen und der Migranten: Ist es auch ein Bewerbungsschreiben für die anlaufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin? Dass dem alerten Laschet Düsseldorf irgendwann zu eng werden dürfte, ist zu vermuten. Erst kürzlich musste er sich ein entschuldigendes Wort für seinen Ministerpräsidenten einfallen lassen, der sich über die angeblich laxe rumänische Arbeitsmoral ausgelassen hatte. Cohn-Bendit jedenfalls, der 1992 unter ähnlich optimistischem Titel („Heimat Babylon“) die ersten Jahre im Frankfurter Amt resümiert hatte, setzte den Punkt gleich zu Beginn: „Ich bin hier, weil ich ein politisches Projekt habe“, verkündete er. „Ich will, dass Armin Laschet Integrationsminister dieser Bundesregierung wird.“ Was blieb dem anderes, als zu widersprechen? Dass die Zukunftsfrage Integration ein Ministerium braucht, steht zwar auch zwischen den Zeilen von Laschets Buch, aber, so der Autor, das müsse ein Migrant machen.

Über so vieles war man sich einig: Dass „die sozialen Leitern nicht funktionieren“ (Cohn-Bendit), dass sozialer Aufstieg, wie in den Kinderjahren der Bundesrepublik noch möglich, wieder möglich werden müsse (Laschet), und dass es keine doppelten Standards für Christen, Juden und Muslime geben darf: „Auf der EC-Karte meiner Bank steht ,Die katholische Bank für Christen’“, sagte Laschet. „Was ist aber los, wenn ein Muslim sein Konto bei einer islamischen Bank hat?“

Richtigen Dissens gab es nur darüber, wie multikulti Laschets Union denn schon sei. Nicht nur der Grüne auf dem Podium zweifelte. Im Publikum erinnerte der SPD-Innenpolitiker Michael Bürsch an die Widerstände gegen doppelte Staatsbürgerschaft und Bleiberecht. Nein, protestierte Laschet, er sei da nicht allein. Cohn-Bendit will lieber den Praxistest abwarten: „Ich wäre froh, ihr würdet uns überraschen.“

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