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Politik: Schutz durch Spezialtruppe

Wie Grenzschützer im Irak einen deutschen Konvoi sicherten

Es dämmerte bereits, als sich der Konvoi – bestehend aus zwei gepanzerten Wagen der deutschen Botschaft und zwei Taxis – aus Jordanien gen Bagdad bewegte. Plötzlich überholte ein Nissan die vier Wagen und setzte sich in einem Abstand von 100 Metern vor die Gruppe. Wenige Minuten später blinkten die Warnleuchten des Nissans, der Wagen stellte sich quer, blockierte die Straße – und aus dem Innern wurde das Feuer auf das erste deutsche Diplomatenfahrzeug eröffnet. Deutsche Sicherheitskräfte aus dem Führungswagen schossen sofort zurück, ehe sich beide Diplomatenfahrzeuge im Rückwärtsgang in Sicherheit bringen konnten. Die Taxifahrer waren bei dem Angriff in Panik geraten und mit Vollgas auf die Angreifer zugefahren – sie kamen später unversehrt in Bagdad an.

Bei inzwischen vollständiger Dunkelheit entschieden sich die Deutschen, das Risiko eines weiteren Angriffs auf sich zu nehmen und weiter nach Bagdad zu fahren. Und tatsächlich: Nur kurze Zeit später kam der Nissan den Diplomatenfahrzeugen entgegen, und erneut wurde gefeuert. Doch mit gezielten Schüssen stoppten die Sicherheitskräfte auch die zweite Attacke.

Mit schwerer Bewaffnung

Diesen Vorfall nach dem Irak-Krieg beschreibt die britische Sicherheitsfirma Centurion, die im Irak den Schutz von Geschäftsleuten und Journalisten anbietet, in einem Bericht zur Lage im Irak. Er reiht sich ein in die Überfälle bewaffneter Banden, wie sie im Land an Euphrat und Tigris an der Tagesordnung sind. Nach Angaben der Sicherheitsfirma handelte es sich bei den deutschen Sicherheitskräften um schwer bewaffnete Beamte der Eliteeinheit GSG 9. Deutsche Elitekämpfer im Irak? Wie passt das zur deutschen Haltung zum Irak-Konflikt? Eine Sprecherin des Innenministeriums in Berlin sagte dazu: „Die GSG 9 operiert nur als Einheit und ist im Irak zurzeit nicht aktiv.“ Zum Schutz von Diplomaten und deutschen Objekten würden jedoch speziell ausgebildete Bundesbeamte eingesetzt. Sicherheitskreise bekräftigten gegenüber dem Tagesspiegel jedoch, dass die GSG 9 nach dem Ende des Kriegs tatsächlich im Irak tätig war.

Wie in Afghanistan

Dies geschah zur „militärischen Absicherung“, wie es im Behördenjargon heißt – ähnlich wie auch in Afghanistan nach dem Fall der Taliban. Auch der Überfall auf den deutschen Konvoi – dabei unter anderem die Diplomatin Carola Müller-Holtkemper, die gerade ihren Dienst im Irak angetreten hatte – wurde umgehend nach Berlin gemeldet.

Das Auswärtige Amt wollte sich zum Sicherheitskonzept für deutsche Diplomaten im Irak nicht äußern. Dass zu deren Schutz bewaffnete Einheiten eingesetzt werden, hält man hier aber nicht für problematisch. Die USA hätten deutlich gemacht, dass sie nicht für die Sicherheit ausländischer Vertretungen garantieren könnten und jedes Land selbst für den Schutz seiner Diplomaten Sorge tragen müsse, hieß es in Berlin. Insgesamt sind nach Auskunft des Außenamtes derzeit drei deutsche Diplomaten nach Bagdad entsandt. Sie bereiten die Eröffnung der deutschen Botschaft vor. Den Überfall auf den Botschaftskonvoi bestätigte das Ministerium nicht. „Uns ist aber bekannt, dass es häufig Vorfälle dieser Art auf der Strecke Amman – Bagdad gibt“, sagte ein Sprecher.

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