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Drei Schandmale. Die Einschusslöcher an der Frontscheibe von Karamba Diabys Büro in Halle.

© Reuters

Schüsse auf Karamba Diabys Büro: Die Enthemmung rassistischer Wutbürger beschleunigt sich

Jeder Angriff auf einen Politiker ist ein Anschlag auf die Demokratie. Deshalb müssen sich alle Bürger zur Wehr setzen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Frank Jansen

Die Angriffe auf Politiker nehmen kein Ende. In Halle wird das Büro des in Senegal geborenen SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby beschossen. Nur Tage nachdem bekannt wurde, dass der Bürgermeister der niederrheinischen Kleinstadt Kamp-Lintfort einen großen Waffenschein beantragt hat, um sich vor rechtsextremen Angriffen zu schützen.

Auch in Halle ist ein rechter Hintergrund naheliegend. Die Militanz rassistischer Wutbürger ist allerdings nur ein Teil des Problems. Heute muss offenbar jeder, der sich in die Politik begibt und Verantwortung übernimmt, damit rechnen, das Ziel von verbalem und auch tätlichem Hass zu werden, ob von rechts oder links oder nur von diffus politisierten Schreihälsen.

Die Enthemmung auf der Straße und im Internet beschleunigt sich. Die Versuche von Politik, Behörden und Netzunternehmen, die Spirale zu stoppen, bewirken zu wenig. Extremisten, aber auch emotionalisierte Normalbürger fühlen sich berechtigt, Angst und Schrecken zu verbreiten.

Dagegen muss die schweigende, friedliebende Mehrheit der Bevölkerung aufstehen. Und selbst laut werden, gerade auch im Netz. Jeder Angriff auf einen Politiker ist ein Anschlag auf das zivile Zusammenleben, auf die Demokratie. Dass Diaby jetzt viel Zuspruch bekommt, ist ein Hoffnungszeichen.

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