zum Hauptinhalt
Friedrich Merz (r., hier mit CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak) wandte sich mit einem Brief an die CDU-Mitglieder.

© REUTERS

Schreiben an die CDU-Mitglieder: Friedrich Merz meldet sich zurück im Team

Mit einem Schreiben an die CDU-Mitglieder reiht sich Friedrich Merz wieder ein. Damit hat der designierte Parteichef Armin Laschet ein zweites Mal gesiegt.

Von Robert Birnbaum

Friedrich Merz fällt das Eingeständnis nicht leicht. Montagabend schickt CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak eine kurze Dankesmail zum Parteitag an alle Mitglieder. Angeheftet ist ein Schreiben des Verlierers im Rennen um den CDU-Vorsitz. Merz bedauert, dass „Irritationen um meine Person entstanden sind“. Dass er die selber ausgelöst hat, lässt er unerwähnt. Doch das Schreiben und seine Umstände dokumentieren: Armin Laschet hat ein zweites Mal gesiegt.

Denn Merz reiht sich ein. Er ruft zur Geschlossenheit hinter dem neuen Vorsitzenden. Er bittet seine Wähler, ihm in der Briefwahl ihre Stimme zu geben. Und er versichert: „Auch ohne Amt werde ich mein Versprechen einlösen, für die Partei weiter engagiert zu arbeiten.“

Das ist das, was Laschet hören wollte. Der designierte CDU-Chef stand mit Merz seit dem Sonntag nach dem Parteitag im Kontakt, bei dem der Sauerländer von ihm verlangt hatte, ihm das Wirtschaftsministerium zu verschaffen. Laschet war klar, dass er den Störrischen einbinden musste, schon um ihn nicht als Wahlkämpfer zu verlieren.

[Alle wichtigen Updates des Tages zum Coronavirus finden Sie im kostenlosen Tagesspiegel-Newsletter "Fragen des Tages". Dazu die wichtigsten Nachrichten, Leseempfehlungen und Debatten. Zur Anmeldung geht es hier.]

Der Aachener ist aber keineswegs nur der nette Bergmannssohn vom Parteitag. Er hat einen harten machtpolitischen Kern. Laschet war auch klar, dass er nicht den Fehler Annegret Kramp-Karrenbauers wiederholen und dem Unruhestifter entgegenkommen durfte.

Es ging nur umgekehrt: Merz musste sich einfügen. Ein Halbsatz in dem Brief zeigt, wer sich durchgesetzt hat: er wende sich „abgestimmt mit unserem neuen Vorsitzenden“ an die Mitgliedschaft, schreibt Merz.

Ihm blieb nichts anderes mehr übrig. Selbst seine engsten Unterstützer gingen auf Distanz. Mittelstandschef Carsten Linnemann äußerte sich „mehr als irritiert“. Gefolgsleute erklärten in internen Runden frustriert die Ära Merz für beendet. Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und Bezirkschef in Baden-Württemberg, drohte sogar unverhohlen, die Lücke, die Merz hinterlasse, müssten ab jetzt eben Jüngere füllen.

Friedrich Merz drohte der kalte Ausschluss

Selbst einem notorisch schlechten Taktiker musste klar sein: Er hatte sich verzockt. Ihm drohte der kalte Ausschluss – ein Störenfriedrich, den man nicht mehr einladen kann.Sich mit 65 Jahren in Niedereimer einzubunkern ist keine Perspektive. Dass Christian Lindner vorfühlen ließ, ob er nicht als Zugpferd zur FDP wechseln wolle, wird allseits heftig dementiert; der Lindner-Liberalismus wäre aber ohnehin nicht Merz’ Welt.

Also: Bedauern, notgedrungen. Das Einlenken ist mit allerlei Girlanden verziert. Die CDU, schreibt Merz, stehe an einem „wichtigen Wendepunkt ihrer Geschichte“, ohne Geschlossenheit der Union drohe Deutschland „in rechten Populismus oder grün-linken Neo-Sozialismus abzurutschen“. Es brauche zudem eine „Aufschwungperspektive“. Deshalb könne die CDU weiter auf ihn zählen.

Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können ]

Nach neuer Bescheidenheit klingt das nicht. Aber Laschet kann’s im Grunde nur recht sein. Ihm nützt kein kleinlauter Merz. Er braucht den Lautsprecher, der den Flügel einbindet, dem bei seinen Reden begeistert die Ohren glühen.

Dass sich der dann doch gleich wieder für Ämter ins Gespräch bringt, kann der neue Chef gelassen nehmen. Merz erwähnt ein „Angebot“ vor einem Jahr, „meine Mitarbeit sehr konkret einzubringen“ – gemeint ist offenbar der Versuch Kramp-Karrenbauers, seiner Forderung nachzukommen und ihn Angela Merkel als Wirtschaftsminister aufzudrängen. Für den Gedanken, betont Merz in leicht gönnerhaftem Ton, sei er „unverändert aufgeschlossen“.

Bis zum Ende der Wahlperiode hat sich das erledigt. Und wenn CDU und CSU danach weiter regieren, gibt es Jüngere, die Belohnung verdienen. Entscheiden werden das Laschet und Markus Söder als Parteivorsitzende ganz allein. „Wenn Merz also noch was werden will“, spottet einer, der ihn nicht gewählt hat, „dann ist er ab jetzt besser brav.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false