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Coronavirus in New Orleans: Für Feiernde schien die Pandemie im Februar noch weit weg.

© AFP/Getty/Jonathan Bachman

Schnellster Anstieg von Infizierten weltweit: New Orleans – das nächste Coronavirus-Epizentrum in den USA?

In dem US-Bundesstaat Louisiana sind die Covid-19-Fälle drastisch angestiegen. Das gilt auch für die Todesfälle – und die Beatmungsgeräte werden knapp.

Von Gloria Geyer

Der US-Bundesstaat Louisiana ist Krisen gewohnt. Der Küstenstaat im Südosten der Vereinigten Staaten wird regelmäßig von Hurrikans getroffen. Doch der Coronavirus-Ausbruch in Louisiana bringt auch den krisenerprobten Staat an seine Grenzen.

Denn Louisiana verzeichnete in den ersten Tagen der Ausbreitung offenbar das schnellste Wachstum von Covid-19-Fällen weltweit. Das hatte Gouverneur John Bel Edwards bei einer Pressekonferenz am vergangenen Sonntag unter Berufung auf eine Studie der University of Louisiana Lafayette berichtet.

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Innerhalb einer Woche sei der Studie zufolge die Zahl der Infizierten von 100 auf 1000 angestiegen. "Das ist eine zehnfache Steigerung in sieben Tagen", sagte Edwards. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass Louisiana nicht "das nächste Italien" werden könnte, warnte er.

Und in der Tat: Die Fälle steigen weiter deutlich an: Am Samstag lag die Zahl der Coronavirus-Infizierten bei 3315. Das waren 21 Prozent mehr als am Vortag (plus 569 Fälle). Die Zahl der Todesfälle lag dem Gesundheitsministerium von Louisiana zufolge am Samstag bei 137.

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Und der Südstaat hält einen weiteren tragischen Rekord: Einem Bericht des in New Orleans ansässigen Nachrichtenportals "Nola" gibt es in der Gemeinde Orleans die meisten Todesopfer pro Einwohner von allen Landkreisen in der USA. Bislang sind in New Orleans 70 Menschen an dem Coronavirus gestorben. Das entspricht 18 Toten pro 100.000 Einwohner. Der Wert ist mehr als doppelt so hoch wie in jedem anderen amerikanischen Landkreis.

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Auch die Zahl der Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen oder gar ein Beatmungsgerät benötigen, ist laut dem Bericht in die Höhe geschnellt. Beide Zahlen seien in vier Tagen um mehr als 200 Prozent angestiegen. Derzeit werden 927 Patienten im Krankenhaus behandelt, 336 von ihnen müssen beatmet werden.

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Beatmungsgeräte könnten nur bis Ende der Woche reichen

Louisiana ist angesichts der Entwicklungen alarmiert. Denn die Beatmungsgeräte im Großraum New Orleans werden knapp. Bis Ende der Woche könnten die überlebensnotwendigen Geräte ausgehen, teilte Edwards am Samstag mit. "Das ist wirklich meine größte Sorge", sagte er. Die ehemalige Gesundheitsministerin Rebekah Geh rechnet gar damit, dass die verfügbaren Geräte in den örtlichen Krankenhäusern nur bis Mittwoch reichen.

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US-Präsident Donald Trump beauftragte am Freitag die amerikanischen Autohersteller General Motors und Ford, Beatmungsgeräte herzustellen. Doch Gee bezweifelt, dass die Geräte rechtzeitig produziert werden, um die kommenden Defizite zu verhindern.

Coronavirus-Ausbruch in Seniorenkomplex

Experten gehen davon aus, dass die hohe Sterblichkeitsrate zum Teil auf den hohen Anteil von Bewohnern zurückzuführen ist, die bereits unter Gesundheitsproblemen leiden. Dem Gesundheitsministerium des Bundesstaates zufolge weisen 95 Prozent der bisher Verstorbenen mindestens eine Vorerkrankung auf. Die meisten von ihnen litten unter Diabetes, chronischen Nierenproblemen oder Fettleibigkeit, berichtet das Nachrichtenportal "Nola".

Hintergrund-Informationen zum Coronavirus:

Auch die Ausbreitung des Coronavirus in Einrichtungen für ältere Menschen könnte ein Grund sein. So sind mindestens elf Einwohner des Seniorenwohnheims Lambeth House in New Orleans verstorben. Auch in weiteren Senioreneinrichtungen soll es Infizierte geben.

Karneval als Inkubator?

Ein Grund für den rasanten Coronavirus-Ausbruch in Louisiana könnte nach Meinung medizinischer Experten die Feierlichkeiten zum Karneval gewesen sein. Die Veranstaltungen zu Mardi Gras fanden in diesem Jahr am 25. Februar ihren Höhepunkt. Schätzungen zufolge befanden sich mehr als eineinhalb Millionen Menschen in New Orleans. Zu diesem Zeitpunkt gab es weniger als 50 bestätigte Coronavirus-Infizierte in den USA. Rund zwei Wochen später, am 9. März, wurde in Louisiana der erste Patient positiv auf das Virus getestet.

Im französischen Viertel in New Orleans feierten an Karneval tausende Menschen auf der Straße.
Im französischen Viertel in New Orleans feierten an Karneval tausende Menschen auf der Straße.

© AFP/Jonathan Bachmann

"Ich denke, es läuft alles auf Karneval hinaus", zitiert die "New York Times" Dr. F. Brobson Lutz Jr., den ehemaligen Gesundheitsdirektor von New Orleans. "Die größte freie Party der Welt war ein perfekter Inkubator zur perfekten Zeit." Am 23. März verordnete Gouverneur Edwards schließlich eine Ausgangssperre für Louisiana. Die Verordnung gilt bis zum 12. April. Der Gouverneur setzt sich zudem für eine Ausgangssperre für die gesamte USA ein.

Die USA ist zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie geworden. Die John Hopkins Universität verzeichnete am Sonntagmorgen mehr als 120.000 Fälle in den Vereinigten Staaten – und damit mehr als in jedem anderen Land weltweit. Besonders betroffen ist der Bundesstaat New York mit mehr als 50.000 Fällen.

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