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Kumpels: Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki (l.) und der Sozialdemokrat Sigmar Gabriel.

© dpa

„Sagen, was Sache ist!“: So feiern Wolfgang Kubicki und Sigmar Gabriel ihre Freundschaft

FDP-Mann Wolfgang Kubicki hat ein Buch geschrieben. Der Sozialdemokrat Sigmar Gabriel ist einer seiner größten Fans. Ein Ortstermin.

Der Saal, in dem die beiden sitzen, ist aufwändig renoviert. Der Parkettboden ist gepflegt, die hohe Decke ist mit bunten Ornamenten verziert und wird von antiken Holzbalken getragen. Ganz vorne haben es sich vor rund 30 Zuhörern Wolfgang Kubicki und Sigmar Gabriel auf einer kleinen Bühne bequem gemacht.

Zwei Politiker mit „street credibilty“

Die zwei Politiker sind gekommen, um gemeinsam Kubickis neues Buch „Sagen, was Sache ist!“ vorzustellen. Der FDP-Mann schreibt darin über Themen wie die „Frauen meines Lebens“ oder „Das Glück zu sein“. Viele Anekdoten über Erfolge aus seiner langjährigen Laufbahn hat er zusammengetragen – ein „Lehrbuch für Nachwuchspolitiker“ könne die Autobiografie sein, sagt Gabriel. „Wäre ich nicht schon davor bekennender Kubicki-Fan gewesen, wäre ich es jetzt spätestens nach der Lektüre seines Buches.“ Der ehemalige Außenminister und Ex-SPD-Chef hält ganz offenbar viel von Kubicki, und umgekehrt ist es genauso. Das Treffen der beiden gerät an diesem Mittwochnachmittag dann auch zur Plauderstunde zweier Duzfreunde, die sich einig sind darüber, „was Sache ist“ in der deutschen Politik.

So seien die heutigen Politiker auch nicht mehr das, was sie einmal waren, finden beide. Zu viele „Karrierefeiglinge“ (Kubicki) säßen heute im Parlament, dafür zu wenige „Straßenkinder“ (Gabriel), einfach kaum noch Parlamentarier mit Lebenserfahrung und Biss. Dass Gabriel als Abgeordneter und Kubicki als Bundestagsvizepräsident immer noch aktive Politiker sind, gerät dabei fast in Vergessenheit. Hier in dem schönen Saal mit den Holzpanelen an den Wänden sprechen die beiden nicht als Parteisoldaten, sondern geben sich als „elder statesmen“ – die aber auch „street credibility“ für sich beanspruchen, wie die Jüngeren sagen würden.

Von Prügeleien bis zum Schafott

„Ich galt als prügelfreudig“, erinnert sich Kubicki an seine Jugend. „Auf die Fresse geben ist besser als auf die Fresse kriegen“, sei damals sein Motto gewesen. „Natürlich ging es da auch ruppig zu“, ergänzt Gabriel das gemeinsame Schwelgen in Erinnerungen an die wilden 70er. Aus jener Zeit scheint auch der Politikstil der beiden zu stammen. Kräftig austeilen gehört dazu – viele Feinde aber offenbar auch. „Bei uns wird immer gleich der Wohlfahrtsausschuss einberufen, und dann muss einer aufs Schafott“, ätzt der Ex-Parteichef über seinen Abgang aus der SPD-Führung.

In der FDP sei man da zum Glück toleranter, meint Kubicki. Er genieße in der Partei einen gewissen Schutz, weil er „eine Marke“ sei. Gabriel hingegen hat keinen solchen Sonderstatus mehr. Der sei in der SPD in Ungnade gefallen, weil er den „Mund aufgemacht“ habe, meint Kubicki. „Unterirdisch“ findet der Freidemokrat den Umgang der Genossen mit seinem Freund. Dem gefällt der Zuspruch. Gabriel lächelt – und bei den beiden Haudegen aus den 70ern scheint auf einmal so etwas wie Verletzlichkeit durch. Zwar sei es ihm „wurscht“, was man über ihn schreibe, sagt Kubicki. Doch spurlos geht Kritik auch an ihm offenbar nicht vorbei. „Ich habe gelegentlich so emotionale Anwandlungen“, gesteht er – und verfällt in ein minutenlanges Lamento über die angeblichen Auswüchse des Journalismus in Deutschland. Auch Gabriel stimmt ein in Kubickis Medienkritik. Der fasst sich dann jedoch – und plötzlich ist Kubicki wieder der alte Raufbold, wenn er sagt: „Durch die sozialen Medien kann man mittlerweile zurückschlagen.“

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