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Politik: „Saddam kann jederzeit Biowaffen herstellen“ Deutsche UN-Inspekteurin hält Kontrollen für dringend notwendig

Die USA nennen den Irak eine massive Bedrohung – wie gefährlich ist er denn? Die Bedrohungsanalyse macht jedes Land für sich selbst.

Die USA nennen den Irak eine massive Bedrohung – wie gefährlich ist er denn?

Die Bedrohungsanalyse macht jedes Land für sich selbst. Ich kann als Expertin nur sagen, der Irak hat die Fähigkeiten, biologische Waffen herzustellen, jederzeit, wenn er es will. Ob er es derzeit tut, weiß ich nicht.

Was für Waffen könnte der Irak haben?

Alle die Waffen, die der Irak bis 1998 den Inspekteuren offen gelegt hatte. Saddam Hussein kann immer noch Milzbrandwaffen haben oder Botulinum-Toxin, ein lähmendes Nervengift. Um das zu beweisen, muss man aber vor Ort feststellen, was vorhanden und was abgerüstet ist. Zudem braucht es Inspekteure vor Ort, um die zivile Infrastruktur sowie die Produktionstätigkeit und -fähigkeit in Bezug auf Biowaffen zu überwachen. Diese ist von außen kaum mehr zu kontrollieren, da der Irak die Geräte und die Rohstoffe zur Produktion inzwischen selber herstellen kann. Der Irak kann zum Beispiel Erreger aus Krankenhäusern erwerben und besitzt noch die Erregerstämme der Vergangenheit.

Inwiefern hätten die Inspekteure aber die Möglichkeit, ernsthaft zu arbeiten, wenn der Irak in der Vergangenheit immer wieder seine Arbeit an Biowaffen zu vertuschen versucht hat?

Das war und ist sicher der Fall. Aber nachdem Bagdad jetzt die Inspekteure wieder eingeladen hat, und man an einer Sicherheitsrats-Resolution arbeitet, die die Inspekteure stützt, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Weltgemeinschaft noch mal so lange die Verschleierungstaktik des Irak akzeptiert, wie er sie nach der ersten Sicherheitsrats-Resolution von 1991 praktiziert hat. Aber dazu braucht es auch Durchsetzungswillen, man darf sich nicht alles gefallen lassen. Natürlich muss mit diplomatischen Mitteln gearbeitet werden, aber es darf nicht nicht abgerüstet werden, einfach weil der Irak nicht will.

Schadet die Diskussion, die über eine neue Resolution geführt wird, den Inspekteuren?

Im Gegenteil. Sie ist gut, weil man endlich debattiert, was ein starkes Inspektionsregime braucht. Nur wenn es bei der Verabschiedung der Resolution Stimmenthaltungen gibt, schadet das. Der Irak würde sofort versuchen, einen Keil zwischen die Mitglieder zu treiben – und dann ist es als Inspekteur sehr schwierig, vor Ort ohne Rückenstärkung des Sicherheitsrats zu arbeiten.

Das Gespräch führte Ruth Ciesinger

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