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Der norwegische Öltanker Andrea Victory zählt zu den vier Schiffen, die durch einen nicht näher bezeichneten "Sabotageakt" beschädigt wurden.

© AFP PHOTO / Emirati National Media Council

„Sabotageakte“ im Persischen Golf: Großbritannien warnt vor Krieg „aus Versehen“

Im Persischen Golf werden angeblich Schiffe aus verschiedenen Staaten attackiert. Nun wächst weltweit die Sorge vor einer Eskalation.

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Angesichts der Spannungen mit dem Iran und Berichten über mögliche Sabotageakte an Handelsschiffen hat Großbritannien vor einem unbeabsichtigt ausgelösten Konflikt im Persischen Golf gewarnt. „Wir sind sehr besorgt über die Gefahr, dass ein Konflikt aus Versehen ausgelöst werden könnte“, sagte Außenminister Jeremy Hunt am Montag beim Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Er forderte „eine Zeit der Ruhe, damit jeder versteht, was die andere Seite denkt“.

Frankreichs Außenminister Yves Le Drian kritisierte in Brüssel den Kurs Washingtons, „Druck und Sanktionen zu erhöhen“. Deutschlands Chefdiplomat Heiko Maas warnte die Vereinigten Staaten bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo vor einem Krieg mit dem Iran. Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour mahnte ebenfalls zur Zurückhaltung: „Die Kriegsgefahr steigt derzeit täglich“, sagte er dem Tagesspiegel. „Man muss befürchten, dass am Ende dieser Konfliktkette eine Nuklearisierung der Nachbarregionen stehen wird.“

Die USA waren vor einem Jahr einseitig aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen. Teheran hatte vergangene Woche angekündigt, bestimmte Auflagen aus der Vereinbarung nicht mehr einzuhalten, und binnen 60 Tagen mit weiteren Schritten gedroht. Washington verschärfte daraufhin seine Sanktionen und verlegte Kriegsschiffe und Langstreckenbomber in die Region.

Am Sonntag gab es nahe dem Emirat Fudschaira nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate „staatsfeindliche Operationen“ gegen vier Schiffe aus verschiedenen Ländern. Der saudische Energieminister Chalid al Falih sagte, zwei Öltanker seien bei einem „Sabotageangriff“ schwer beschädigt worden. Die iranische Regierung bezeichnete die Vorfälle ihrerseits als „alarmierend“ und forderte eine Untersuchung. Die genauen Umstände blieben auch am Montag mysteriös. Es gab weder Details noch eine unabhängige Bestätigung der „Zwischenfälle“. Das Emirat Fudschaira liegt am Golf von Oman, der die Arabische Halbinsel und den Iran trennt. Hier befindet sich eine der wichtigsten Wasserstraßen für Ölexporte.

Die Arabische Liga warnt vor einer Verschärfung der Lage

Seit den Vorfällen gibt es die Sorge, die USA könnten die „Sabotageakte“ als Vorwand für Attacken gegen den Iran nutzen. Beobachter wollten aber auch nicht ausschließen, dass die Führung in Teheran etwas mit den Angriffen zu tun hat, auch wenn sie dies abstreitet. Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik verweist darauf, dass Vergeltungsmaßnahmen an der Straße von Hormus von iranischer Seite angedroht worden seien. „Die Iraner haben auch 20 Jahre lang geleugnet, dass sie ein militärisches Atomprogramm unterhalten. Teheran hat die Kunst der politischen Lüge in gewisser Weise perfektioniert.“ Steinberg betont jedoch zugleich, dass bisher allein Informationen von saudischer und emiratischer Seite vorliegen. Und die Saudis hätten ebenfalls „ein taktisches Verhältnis zur Wahrheit“.

Die Arabische Liga und der von Saudi-Arabien geprägte Golf-Kooperationsrat warnten vor einer Verschärfung der Lage. Steinberg allerdings glaubt nicht, dass ein militärischer Konflikt zwischen den USA und dem Iran unmittelbar bevorsteht. Dennoch warnt er: „Ich denke, dass wir uns auf eine Konfrontation zubewegen, die wenig mit einem Versehen zu tun hat, sondern vielmehr dadurch ausgelöst wird, dass die Iraner sich provozieren lassen und tatsächlich ihre Urananreicherung wieder hochfahren. Dann könnte der Konflikt militärisch eskalieren.“

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