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Demonstranten nehmen an einem "Black Lives Matter"-Protest in London teil.

© dpa

„Runter von meinem Hals!“: Londoner Polizist nach brutaler Festnahme eines Schwarzen suspendiert

Ein Beamter drückte sein Knie auf den Hals eines Schwarzen Mannes. Jetzt wurde er suspendiert – das Vorgehen erinnert stark an den Tod von George Floyd.

Wegen der gewaltsamen Festnahme eines Schwarzen in London ist ein britischer Polizist vom Dienst suspendiert worden. Er brachte den Mann mit einem weiteren Polizeibeamten zu Boden und drückte sein Knie auf den Hals des mit Handschellen gefesselten Mannes.

Das brutale Vorgehen erinnert stark an den Tod von George Floyd in der amerikanischen Stadt Minneapolis.

Ein Video von der Festnahme wurde im Internet veröffentlicht und sorgte für Empörung. Am Freitag erklärte der stellvertretende Londoner Polizeipräsident Steve House, der Beamt habe Techniken angewandt, die „nicht in der Polizeiausbildung gelehrt werden".

House bezeichnete die Aufnahmen als "extrem verstörend". Auf dem Video ist zu hören, wie der Festgenommene mehrmals ruft: „Runter von meinem Hals!" Kurz darauf bringen die Weißen Polizisten den Mann in eine Sitzposition.

Als Konsequenz sei ein Beamter suspendiert worden, so House. Ein weiterer sei aus dem operativen Dienst abgezogen worden. Ob auch er freigestellt wird, werde derzeit geprüft. Die unabhängige Polizeiaufsichtsbehörde IOPC sei in dem Fall eingeschaltet worden, erklärte House.

Parallelen zu George Floyd

Der Vorfall ereignete sich den Angaben der Londoner Polizei zufolge am Donnerstag im Norden Londons. Die Polizisten nahmen den Mann demnach wegen einer Schlägerei und illegalen Waffenbesitzes fest. Der Festgenommene sei inzwischen von einem Arzt untersucht worden, erklärte die Polizei. Er bleibe vorerst in Polizeigewahrsam.

Das von @RealAiRavish zur Verfügung gestellte Standbild zeigt die brutale Festnahme in London.
Das von @RealAiRavish zur Verfügung gestellte Standbild zeigt die brutale Festnahme in London.

© Uncredited/@RealAiRavish/AP/dpa

Die Festnahme erinnert an den Tod des Afroamerikaners Georg Floyd in der US-Stadt Minneapolis Ende Mai. Er war gestorben, nachdem ihm ein Weißer Polizist fast neun Minuten lang das Knie in den Nacken gepresst hatte. Er hatte die Polizisten mehrmals angefleht, von ihm abzulassen.

Vor seinem Tod sagte er mehr als 20 Mal „I can't breathe“ – „ich kann nicht atmen“. Der Fall hatte weltweit Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst, der Satz „I can't breathe“ wurde gewissermaßen zur Kampfparole der Proteste.

Auch in Großbritannien gibt es im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung seit Wochen Demonstrationen. Die Forderungen der Bewegung richten sich inzwischen nicht mehr nur gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt, sondern gegen strukturellen Rassismus in staatlichen Institutionen und der Gesellschaft insgesamt.

Zunehmend fordern die Aktivisten zudem eine Auseinandersetzung mit der britischen Sklaverei-Geschichte sowie die Entfernung von Denkmälern, die mit der kolonialen Vergangenheit des Vereinigten Königreichs in Verbindung stehen. Mancherorts ersetzten die Aktivisten Statuen von Sklavenhändlern eigenmächtig mit eigenen Skulpturen.

Black Lives Matter statt Sklavenhändler

Am Donnerstag hatten die Behörden in der englischen Hafenstadt Bristol eine von Aktivisten aufgestellte Black-Lives-Matter-Statue entfernen lassen, die ohne Genehmigung am ehemaligen Standort eines Denkmals für den britischen Sklavenhändler Edward Colston aufgestellt worden war. Bristol gehört zu den britischen Städten, die im 17. und 18. Jahrhundert am stärksten am Sklavenhandel beteiligt waren.

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Mehrere Unternehmen und Politiker haben inzwischen auf die Forderungen der Demonstranten reagiert. So kündigten etwa die Pub-Kette Greene King und die Versicherungsbörse Lloyd of London im Juni als Reaktion auf mögliche historische Verbindungen zur Sklaverei finanzielle Unterstützung für Schwarze und andere Minderheiten an.

Anfang dieses Monats forderte Prinz Harry alle Staaten des Commonwealth auf, sich mit ihrer kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. (Tsp, AFP)

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