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Papst Franziskus (rechts) steht bei einer Audienz in Deutschland neben Reinhard Marx (links) .

© dpa/Vatikan

Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx: Veto aus dem Vatikan

Mit jesuitischer Haltung: Papst Franziskus nimmt den Münchner Erzbischof weiter in die Pflicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Endlich war da ein hoher Geistlicher, der nicht mehr drumherum redete und Verantwortung übernahm, auch persönlich. Was das Thema – Missbrauch und die Folgen – ja auch verdient, handelt es sich doch um ein systemisches, systematisches, in jedem Fall entsetzliches Versagen der Kirche, der katholischen Amtskirche.

Die Vertreter von Abertausenden Opfern zollten Reinhard Marx, Kardinal und Münchner Erzbischof, Respekt für seinen Rücktrittswunsch an den Papst. Allgemeiner Tenor: Daran sollten sich alle in der Bischofskonferenz ein Beispiel nehmen. Aber wer geglaubt hatte, Franziskus werde dem Wunsch von Marx folgen und damit ein Zeichen setzen – der hat das Dialektische an diesem jesuitischen Papst unterschätzt.

Nein, umgekehrt nimmt er Marx jetzt in die Pflicht. Eben weil der die Lage so klar beschreibt wie keiner sonst, weil er die Kirche am „toten Punkt“ sieht, weil es eine „Katastrophe“ ist, wie Franziskus in seiner Antwort schreibt – genau deshalb soll Marx als Münchner Erzbischof weiterwirken, aufklärerisch. Dieser Auftrag bedeutet auch energisches Fortschreiten auf dem „synodalen Weg“ zur Reform der Kirche. Ja, da steht er nun und kann nicht mehr anders. Auf Geheiß des Papstes.

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