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Frühere Mitglieder der Hutu-Miliz FLDR, deren Präsident der Angeklagte war.

© JACQUES NKINZINGABO / AFP

Ruandischer Milizenchef gestorben: Der mutmaßliche Kriegsverbrecher war in Deutschland angeklagt

Ignace Murwanashyaka, Präsident der ruandischen Hutu-Miliz, ist in Stuttgart gestorben. Er war der Beihilfe zu Kriegsverbrechen beschuldigt.

Der in Deutschland wegen Kriegsverbrechen im Kongo angeklagte Milizenchef Ignace Murwanashyaka ist tot. Der 55-Jährige sei am Dienstag in einem Krankenhaus gestorben, teilte das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart am Mittwoch mit. Der Bundesgerichtshof hatte im Dezember die Verurteilung Murwanashyakas zu 13 Jahren Haft aufgehoben und das Verfahren nach Stuttgart zurückverwiesen (Az: 3 StR 236/17). Eine neue Hauptverhandlung wird es nun nicht mehr geben.

Das OLG Stuttgart hatte ihn unter anderem der Beihilfe zu vier Kriegsverbrechen in den Jahren 2008 und 2009 für schuldig befunden. Es war der erste Prozess nach dem Völkerstrafrecht von 2002, das Verfahren zu Verbrechen im Ausland regelt.

Der gebürtige Ruander Murwanashyaka lebte in Mannheim und war Präsident der Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die im Osten des Kongo Überfälle verübte. Seine militärische Rolle als Oberbefehlshaber war ein umstrittenes Thema im Prozess.

Auch nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs blieb Murwanashyaka in Untersuchungshaft. Weil sich sein Gesundheitszustand verschlechtert habe, sei er am 11. April in ein Krankenhaus verlegt worden, teilte das OLG Stuttgart mit.

Murwanashyaka war promovierter Volkswirt. Zu seiner Erkrankung und Todesursache machte das Gericht wegen der Schweigepflicht keine Angaben. Er verbrachte insgesamt mehr als neun Jahre in Untersuchungshaft.

Die im Ostkongo operierende FDLR ging aus Mitgliedern der früheren ruandischen Armee und der in den Kongo geflohenen Hutu-Milizen hervor, die für den Völkermord in Ruanda 1994 mitverantwortlich waren. (epd)

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