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Politik: Rinderwahnsinn: Vertrauen ist gut, Schnelltests sind besser

Die Statistik der BSE-Fälle in Europa zeigt ein eindeutiges Bild: In Großbritannien sind seit Ende der achtziger Jahre Zehntausende von BSE-Fällen registriert worden, in den übrigen Staaten der EU treten Fälle von Rinderwahn nur dutzendfach auf. In Deutschland gab es in den Jahren 1992, 1994 und 1997 insgesamt sechs Fälle von an BSE erkrankten Rindern.

Die Statistik der BSE-Fälle in Europa zeigt ein eindeutiges Bild: In Großbritannien sind seit Ende der achtziger Jahre Zehntausende von BSE-Fällen registriert worden, in den übrigen Staaten der EU treten Fälle von Rinderwahn nur dutzendfach auf. In Deutschland gab es in den Jahren 1992, 1994 und 1997 insgesamt sechs Fälle von an BSE erkrankten Rindern. Dabei handelte es sich stets um importierte Tiere. Auf diesen Punkt hat die bayerische Sozialminsterin Barbara Stamm auch bei einem Besuch in Brüssel vor zwei Wochen hingewiesen: "In Deutschland ist bislang noch kein originärer BSE-Fall aufgetreten. Deutschland ist BSE-frei."

Dennoch hat die Europäische Union ein strenges Auge auf Deutschland gerichtet. Das Internationale Tierseuchenamt gibt Deutschland zwar das Gütesiegel der BSE-Freiheit. Dennoch ordnet der wissenschaftliche Lenkungsausschuss der Europäischen Union Deutschland aufgrund seiner geographischen Lage unter den Risikostaaten ein - zusammen mit Frankreich, der Schweiz, Irland, Belgien, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Dänemark und Spanien.

"Wenn wir zweifelsfrei nachweisen wollen, dass Deutschland BSE-frei ist, dann brauchen wir harte Fakten," sagt Udo Wiemer, Tierschutzreferent aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Die harten Fakten soll der Verbraucher demnächst auch bekommen: Rund 66 000 Schnelltests auf einen möglichen BSE-Befund, so schätzt Wiemer, sollen bei verendeten Rindern im kommenden Jahr bundesweit durchgeführt werden. Deutschland reagiert mit den Untersuchungen, die unter anderem von der Schweizer Firma "Prionics" angeboten werden, auf eine in diesem Jahr erlassene EU-Richtlinie, in der stichprobenartige BSE-Schnelltests bei notgeschlachteten, über zweijährigen Rindern verlangt werden. Die Bundesländer wollen aber noch weiter gehen: Möglichst viele notgeschlachtete Tiere sollen in Deutschland künftig BSE-Stichproben unterzogen werden.

Nach anfänglichen Bedenken in einigen Bundesländern sollen die Schnelltests spätestens ab dem kommenden Januar flächendeckend durchgeführt werden, wie es die EU-Richtlinie auch vorsieht. Im ganzen Bundesgebiet werden deshalb in diesen Wochen Labore für die BSE-Untersuchungen vorbereitet. In den kommenden Wochen sollen beispielsweise im Staatlichen Veterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamt in Frankfurt/Oder die Tests aufgenommen werden, kündigt der Sprecher des brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums, Jens-Uwe Schade, an. Das Material für jeden Test belastet den brandenburgischen Haushalt mit 50 bis 60 Mark, so Schade. Deshalb hofft das Agrarministerium in Potsdam bei der Finanzierung der Untersuchung auch auf eine Unterstützung aus Brüssel.

Einen Schritt weiter sind die Veterinäre bereits in Bayern und Nordrhein-Westfalen. In den beiden Bundesländern sind bereits verendete Rinder mit der Hilfe von Schnelltests auf BSE untersucht worden. Über das von der EU geforderte Maß hinaus will Bayern freiwillig alle verendeten oder krankgeschlachteten Kühe und Zuchtbullen untersuchen.

Dass Vertrauen zwar gut ist, freiwillige Selbstkontrolle beim Verbraucher aber besser ankommt - dieses Motto beherzigen in Deutschland inzwischen auch mehrere Dutzend Metzgereien, die ihre Produkte den Schnelltests unterziehen. 40 Metzgereien greifen bereits zu den Tests, berichtet Roland Werk, wissenschaftlicher Leiter des Würzburger Babende-Instituts, das den Schweizer "Prionics"-Test einsetzt.

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