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Haitianer, die aus den USA abgeschoben wurden, steigen am internationalen Flughafen Toussaint Louverture aus einem Flugzeug.

© dpa/Joseph Odelyn/AP

Update

Riesiges Migrantencamp in Del Rio: USA schieben Tausende Migranten aus Haiti ab

Mehr als 14.500 Menschen fliehen nach dem Erdbeben in Haiti vor bitterer Armut an die US-Grenze. Das Heimatschutzministerium organisiert Abschiebeflüge.

Angesichts Tausender Migranten in der US-Grenzstadt Del Rio wollen die USA die Menschen schnell und in großer Zahl außer Landes bringen. In den kommenden 24 Stunden sollten bis zu 3000 Menschen an andere Orte verlegt werden, kündigte der Leiter der US-Grenzpatrouille, Raul Ortiz, am Sonntagnachmittag an. Von dort aus werden die meisten von ihnen mit Flugzeugen in ihre Heimatländer zurückgebracht - die Mehrheit der Migranten stammt aus dem bitterarmen Karibikstaat Haiti.

Ortiz richtete eine eindeutige Botschaft an Menschen, die versuchen, über die Grenze in die USA zu kommen: „Sie werden weggebracht und in ihr Herkunftsland zurückgeschickt, wie es unser geltendes Recht vorsieht.“ In den letzten Tagen habe man etwa 3300 Personen aus der texanischen Stadt an der Grenze zu Mexiko umgesiedelt. „Wir gehen davon aus, dass diese Zahl in den kommenden Tagen noch steigen wird“, sagte Ortiz. Man arbeite mit Herkunfts- und Transitländern zusammen. Zahlreiche Menschrechtsorganisationen kritisieren das Vorgehen der US-Regierung scharf.

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In den vergangenen Tagen hatten sich Tausende Migranten unter der Brücke, die über den Rio Grande führt, versammelt. Der Bürgermeister der Stadt sprach am Samstag von mehr als 14.500 Menschen. Am Sonntag waren es Berichten nach immer noch deutlich mehr als 10.000. Sie harren dort in provisorischen Zelten aus und hausen unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Wenn Migranten ankommen, würden ihnen die Grenzschutzbeamten ein nummeriertes Ticket geben, berichtete die Zeitung „Texas Tribune“. Dann müssten sie darauf warten, dass ihre Nummer aufgerufen werde.

Menschen aus Haiti fliehen nach Mexiko.
Menschen aus Haiti fliehen nach Mexiko.

© AFP/ John Moore/Getty Images

Ortiz von US-Grenzpatrouille sagte, dass seit Sonntag keine neuen Migranten an dieser Stelle den Fluss überquert hätten. Gleichzeitig wurden Hunderte Grenzbeamte in die Region geschickt, um mit dem Ansturm fertig zu werden. Ortiz zufolge hat es auch 2019 einen großen Ansturm gegeben. „Es war nur nicht das gleiche Ausmaß wie in den vergangenen vier oder fünf Tagen“, sagte er. Die Migranten hätten nun wiederum von anderen gehört, dass sich an der Stelle rund um die Brücke die Grenze gut überqueren lasse. Was aber nun genau den riesengroßen Andrang ausgelöst hat, blieb offen.

[Mehr zum Thema: Hart an der Grenze - Wie Trump das Thema Migration für sein Comeback benutzt (T+)]

Der bitterarme Karibikstaat Haiti war Mitte August von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Mehr als 2000 Menschen kamen ums Leben. Kurz zuvor war der Präsidenten Jovenel Moïse ermordet worden. Viele Menschen sind bereits nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 aus dem Land nach Südamerika geflohen. Beobachter gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sie erneut zur Flucht getrieben haben.

Ein erschöpfter Vater umarmt seinen Sohn auf dem Weg von Haiti nach Mexiko.
Ein erschöpfter Vater umarmt seinen Sohn auf dem Weg von Haiti nach Mexiko.

© AFP

Auf Bildern war zu sehen, wie die Menschen durch knietiefes Wasser wateten und im Schlamm unter der Brücke, die über den Fluss Rio Grande führt, provisorische Zelte errichteten.

Das US-Heimatschutzministerium betonte, dass die Mehrheit der Migranten unter der sogenannten Titel-42-Regelung abgeschoben werde. Die Richtlinie wurde unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgrund der Corona-Pandemie eingeführt und sieht eine schnelle Abschiebung vor. Begründet wird dies mit der Gefahr einer Einschleppung von Covid-19. Unter Biden wurde die Regelung verlängert. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung vor, die Pandemie nur als Vorwand zu nutzen, um Menschen ohne ausreichende Prüfung und Gerichtsanhörung pauschal abzuschieben. (dpa)

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