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Die Bundeskanzlerin im Gespräch mit Tibet-Freund Richard Gere.

© Sandra Steins/Bundesregierung/dpa

Richard Gere: Merkels Mann für gewisse Stunden

Ein Hollywood-Star schaute am Donnerstag im Bundeskanzleramt vorbei: Warum sich Richard Gere bei Angela Merkel für Tibet einsetzt.

So manche Frau dürfte die Bundeskanzlerin um diesen Termin am Donnerstagvormittag beneidet haben: Im Kanzleramt saß Angela Merkel dem US-Schauspieler Richard Gere auf einem Sofa gegenüber und unterhielt sich intensiv mit dem Frauenschwarm, der mit Filmen wie „Pretty Woman“ oder „Ein Mann für gewisse Stunden“ weltberühmt geworden ist. Die Sprache dürfte dabei, wenn überhaupt, nur am Rande auf Richard Geres jüngsten Film „The Dinner“ gekommen sein, der am Freitag auf der Berlinale vorgestellt wird. Vielmehr trug der Hollywoodstar ein ernstes Thema vor: die Menschenrechtslage in Tibet.

Der 67 Jahre alte Buddhist ist Vorsitzender der „Internationalen Kampagne für Tibet“, eines Vereins, der sich für Menschenrechte, Kultur und Umweltschutz in Tibet einsetzt. Das zentralasiatische Hochland gehört seit 1950 zu China, Menschenrechtsorganisationen werfen China vor, dort die religiösen und kulturellen Minderheitenrechte der Tibeter zu missachten und zu unterdrücken.

Die Volksrepublik reagiert extrem empfindlich auf Kritik an ihrer Tibet-Politik, sie empfindet das als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten. Auch die Kanzlerin bekam das vor Jahren zu spüren, als sie nach einem Treffen mit dem Dalai Lama, dem von China verteufelten geistigen Oberhaupt der Tibeter, im chinesischen Internet als „Hexe“ beschimpft wurde. Auch deshalb hatte eine Regierungssprecherin im Vorfeld betont, dass die Bundesregierung grundsätzlich zur Ein-China-Politik stehe. Und um China, einen der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands, vermutlich nicht noch mehr zu verärgern, drangen zunächst auch keine Details aus dem Gespräch der beiden an die Öffentlichkeit.

Richard Gere hatte zuvor gesagt, dass er der Kanzlerin „eine persönliche Botschaft des Dalai Lama“ überbringen wolle. Der Schauspieler ist mit dem im Exil lebenden Oberhaupt der Tibeter befreundet. Er setze in seinem Bemühen um ein Ende der Unterdrückung der Tibeter in China voll auf Merkel, sagte Gere der „Passauer Neuen Presse“. „Sie gehört zu den mutigsten Politikern und hat ein klares Interesse an dem Schicksal der Tibeter.“ So dauerte das Treffen nach dpa-Informationen 15 Minuten länger als die geplante halbe Stunde. Bereits am Vortag hatte Gere mit Claudia Roth (Grüne) gesprochen. Die beiden kennen sich schon länger und begrüßten sich überschwänglich. Es war offensichtlich, dass Richard Gere beim Thema Tibet das Herz aufgeht.

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