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Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, bei der Pressekonferenz des Erzbistum Köln zur Vorstellung der Konsequenzen aus dem vergangene Woche veröffentlichten Missbrauchsgutachten.

© Oliver Berg/REUTERS

Reue ohne Rücktritt: „Ich habe nicht alles Menschenmögliche getan“

Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln räumt Kardinal Woelki eigene Schuld ein. Zurücktreten will er aber nicht.

Es fehlte nur noch das Aschekreuz des Aschermittwochs. Als der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Dienstag vor die Presse trat, um Konsequenzen aus dem in der Vorwoche vorgestellten Missbrauchsgutachten zu verkünden, gab er den reuigen Sünder. „Ich bin als Bischof, Priester und Christ kein besserer Mensch“, sagte Woelki.

Auch er müsse sich stets darum bemühen, den Ansprüchen eines christlichen Lebens „auch nur annähernd gerecht zu werden“. Und gerade die Fastenzeit vor Ostern sei eine Zeit der Umkehr und der Buße.

„Nicht alles Menschenmögliche getan“

Am Dienstag räumte Woelki auch persönliche Fehler im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch ein. Zum Fall eines dementen Priesters, dessen Missbrauchstaten er nicht an die Glaubenskongregation nach Rom meldete, sagte Woelki, das Gutachten habe ihm zwar bescheinigt, „pflichtgemäß und rechtssicher“ gehandelt zu haben. „Ich habe aber nicht alles Menschenmögliche getan“, räumte Woelki ein.

„Ich hätte den Fall nicht nach Rom melden müssen, aber ich hätte es tun können und sollen, auch wenn es aussichtslos schien und das Ergebnis erwartbar war – ich habe es nicht getan, und es wäre besser gewesen, wenn ich es getan hätte.“

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In einem anderen Fall habe er sich nicht gegen die Weisung Roms gestellt, wonach er einen pädophilen Priester in begrenztem Umfang in seinem Bistum wieder einzusetzen habe.

Vielmehr suspendierte er diesen erst nach Bekanntwerden weiterer Fälle 2018. Einen Rücktritt schloss Woelki jedoch aus. Dies sei nur ein „Symbol, das nur für eine kurze Zeit hält.“ Er wolle stattdessen aus seinem Amt heraus Dinge verändern.

Gespräche und Anerkennungsleistungen

Als Konsequenzen aus dem Bericht bot Woelki allen rund 300 Missbrauchsopfern des Erzbistums persönliche Gespräche an. „Kommen Sie, wenn Sie möchten, und ich will versuchen, Ihnen zuzuhören.“ Als weitere Konsequenzen kündigte Generalvikar Markus Hoffmann unter anderem die Auszahlung von Anerkennungsleistungen und eine bessere Überwachung von Priestern an, gegen die seitens des Erzbistums Auflagen verhängt wurden. So wolle man rechtzeitig erkennen, wenn jemand dagegen verstoße.

Die Laienorganisation „Wir sind Kirche“ äußerte sich kritisch zu Woelkis Pressekonferenz. „Auch heute hat Kardinal Woelki trotz manch ungewohnt selbstkritischer Töne wieder den Versuch unternommen, Herr des Verfahrens zu bleiben und sich als erster Aufklärer Deutschlands inszeniert“, hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme.

„Für viele wird ein echter Neuanfang, den er versprochen hat, mit Kardinal Woelki schwer vorstellbar bleiben.“

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