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Die im Irak verschleppte deutschen Kuratorin Hella Mewis ist wenige Tage nach ihrer Entführung wieder frei.

© Uncredited/Tower of Babel for Media Development/AP/dpa

Rettung im Irak: Sicherheitskräfte befreien entführte deutsche Kuratorin

Mit verbundenen Augen aber gesund fanden irakische Sicherheitskräfte die deutsche Kuratorin Hella Mewis. Die Hintergründe ihrer Entführung sind unklar.

Die im Irak entführte deutsche Kulturaktivisten Hella Mewis ist wieder frei. Irakische Sicherheitskräfte befreiten Mewis am Freitagmorgen bei einer Aktion im Ostteil der Hauptstadt Bagdad. Mewis, die am Montagabend verschleppt worden war, sei mit verbundenen Augen aber bei guter Gesundheit in einem Versteck gefunden worden, teilten die Behörden mit. Die Sicherheitskräfte übergaben Mewis der deutschen Botschaft in Bagdad. Bundesaußenminister Heiko Maas dankte den irakischen Behörden. Über die Täter gab es am Freitag keine offiziellen Informationen. Ein Verdacht richtete sich jedoch gegen pro-iranische Gruppen.

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Mewis lebte seit sieben Jahren in Bagdad und kümmerte sich um das Kulturinstitut Tarkib, das sich mit zeitgenössischer irakischer Kunst befasst. Zeitweise arbeitete sie auch für das Goethe-Institut. Unbekannte zogen sie am Montagabend in der Innenstadt von Bagdad von ihrem Fahrrad und zerrten sie in einen wartenden Wagen. Über Forderungen der Entführer wurde nichts bekannt.

Eine Freundin von Mewis sagte, die Deutsche habe sich in jüngster Zeit um ihre Sicherheit gesorgt. Mewis ist in der irakischen Protestbewegung aktiv, die seit demokratische und wirtschaftliche Reformen fordert. Die Proteste richten sich auch gegen den großen Einfluss des Iran beim Nachbarn Irak.

Bericht: Mewis ist im Austausch gegen einen Festgenommenen freigekommen

Wie das irakische Innenministerium mitteilte, stützten sich Fahnder von Polizei und Geheimdienst bei der Suche nach der Bundesbürgerin unter anderem auf Bilder von Überwachungskameras. Bei der Befreiung der Geisel gab es demnach keine Festnahmen. Die Suche nach den Tätern werde fortgesetzt, erklärte das Ministerium. Möglicherweise stammen die Entführer aus dem Dunstkreis der Einheiten der Nationalen Mobilmachung (PMU), eines vor sechs Jahren zur Bekämpfung des Islamischen Staates gegründeten Milizenverbandes. Mehrere Gruppen der PMU, die nominell dem staatlichen Sicherheitsapparat unterstehen, lenkt der Iran.

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Die Agentur AFP zitierte eine Quelle bei den Sicherheitskräften, wonach die Polizei nach Mewis’ Entführung einen mutmaßlichen Mittäter festgenommen habe, der zu einer PMU-nahen Gruppe gehöre. Die Deutsche sei im Austausch gegen den Festgenommenen freigekommen. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Politische Beobachter hatten gemutmaßt, die Entführung der Deutschen sei eine Warnung von Milizionären an Ministerpräsident Mustafa al Kadhimi, der gegen bewaffnete Gruppen außerhalb der staatlichen Kontrolle vorgehen will.

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