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Patrick aus der Demokratischen Republik Kongo wurde als 14-Jähriger von einer Miliz verschleppt.

© Hugh Kinsella Cunningham/Save the Children

Report über „Kinder im Krieg“: 450 Millionen Kinder leben in Konfliktgebieten

Millionen Mädchen und Jungen kennen nichts anderes als Gewalt. Und immer mehr Kinder weltweit werden zu Kämpfern, warnen Experten von Save the Children.

Patrick war 14 Jahre alt, als ein Leben voller Wut und Gewalt begann. Die Familie des Jungen aus der Demokratischen Republik Kongo war von Bewaffneten getötet worden. Er konnte nur noch daran denken, den Tod seiner Angehörigen zu rächen.

Dann forderte ein Milizenchef ihn auf, sich seiner Gruppe anzuschließen. Patrick wurde verschleppt, musste tun, was die Anführer ihm befahlen – dolmetschen, stehlen, kämpfen. An Schule war nicht zu denken.

Doch nach einiger Zeit wurde der Jugendliche in ein Reintegrationsprogramm für rekrutierte Kinder aufgenommen. Sein Leben nahm eine Wendung, er kam in einer Pflegefamilie unter, erhielt eine Ausbildung zum Schneider.

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Das alles hat Patrick Mitarbeiter:innen von Save the Children erzählt. Nachzulesen ist das im neuen Report der Hilfsorganisation „Krieg gegen Kinder“. Dem Bericht zufolge (erstellt gemeinsam mit dem Peace Research Institute Oslo) wachsen immer mehr Mädchen und Jungen in einer Konfliktregion auf. 2020 waren es weltweit 452 Millionen Kinder – ein Anstieg um fünf Prozent gegenüber 2019.

Fast 200 Millionen Kinder leben unter gefährlichsten Bedingungen

Dies sei auf Gewaltausbrüche in Mosambik sowie auf die anhaltenden oder verschärften Konflikte in Afghanistan (das Land gilt als das gefährlichste für Kinder), der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und im Jemen zurückzuführen – alles Staaten, die auch unter den Folgen des Klimawandels und Hungerkrisen leiden.

Allein 193 Millionen Minderjährige lebten „unter gefährlichsten Lebensumständen“. Darunter versteht Save the Children das Leben in Konfliktgebieten mit mehr als 1000 Toten im zurückliegenden Jahr.

Ein Zehnjähriger beim Schusstraining.
Ein Zehnjähriger beim Schusstraining.

© Foto (Archiv): picture-alliance

Im Zentrum des Berichts stehen Kinder wie Patrick, die von Konfliktparteien rekrutiert werden. Gerade im Nahen Osten und Afrika nimmt deren Zahl dramatisch zu. Sie müssen Gefangene bewachen, werden als Schutzschilde missbraucht oder ziehen gezwungenermaßen in den Kampf. Viele Kinder lassen sich auch anwerben – weil sie sich ein Ende von Armut und Not erhoffen.

Die UN haben zu einem weltweiten Waffenstillstand aufgerufen - erfolglos

Die Zeit der Gewalt hinterlässt tiefe Spuren bei den Heranwachsenden. So verstießen viel Familien die Kinder. Immer wieder führten die Erfahrungen zu Drogenmissbrauch und psychischen Problemen: Seelische und körperliche Beschwerden könnten ein Leben lang nachwirken.

Im Nahen Osten, hier ein Kind im syrischen Idlib, ist die Gefahr besonders groß, rekrutiert zu werden.
Im Nahen Osten, hier ein Kind im syrischen Idlib, ist die Gefahr besonders groß, rekrutiert zu werden.

© Aaref Watad/AFP

„Inmitten der Pandemie haben die Vereinten Nationen zu einem globalen Waffenstillstand aufgerufen – erfolglos“, erklärte Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children. „Ob Covid-19 oder die Klimakrise mit allen Auswirkungen: Kinder in Konflikten trifft es immer noch schwerer. Für sie besteht ein großes Risiko, getötet, verletzt oder in Konflikten rekrutiert zu werden. Diese Mädchen und Jungen kennen oft nichts als Gewalt und Kampf. Dabei haben sie das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit.“

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