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Gundula Roßbach ist seit 2017 Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund

© Deutsche Rentenversicherung Bund

Exklusiv

Rentenversicherung in der Corona-Krise: „Die Auszahlung der Renten ist gesichert“

Rentenpräsidentin Gundula Roßbach erwartet momentan keinen starken Rückgang der Beitragseinnahmen in der Krise. Minusrunden für Rentner könne es nicht geben.

Trotz der Corona-Krise erwartet die Rentenversicherung vorerst keine finanziellen Nachteile für die Rentner in Deutschland durch einen Einbruch der Beitragseinnahmen. „Im Moment erwarte ich, dass das Minus überschaubar ist“, sagte Rentenpräsidentin Gundula Roßbach im Interview mit dem Tagesspiegel. Die Bundesagentur für Arbeit zahle ja weiter Beiträge an die Rentenversicherung, selbst wenn Menschen in Kurzarbeit seien oder arbeitslos würden. Eine genaue Einschätzung dazu sei zurzeit aber "sehr schwierig".

Mit einer Nachhaltigkeits-Rücklage von rund 40 Milliarden Euro gehe die Rentenversicherung „finanziell gut ausgestattet in die Krise“, sagte Roßbach: „Die Auszahlung der Renten ist gesichert.“ Die Rentenpräsidentin versicherte, dass die Renten im Sommer 2021 auf keinen Fall gekürzt würden. Dies sei gesetzlich festgelegt. „Minusrunden kann es also nicht geben.“

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Wie stark die Renten dann steigen würden, hänge von der Entwicklung der Bruttolöhne in diesem Jahr ab. „Im Moment können wir nicht seriös vorhersagen, wie die Entwicklung läuft“, sagte Roßbach. Das hänge davon ab, wie lange die Krise dauere, wie lange Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schickten, wie lange Menschen arbeitslos seien und wie sich die Tarifabschlüsse entwickelten. „Erst zum Jahresende werden wir eine Idee haben, wie stark die Auswirkungen auf die Rente sein werden.“

Im Juli dieses Jahres erhalten die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner eine spürbare Rentenerhöhung: Im Westen steigen die Renten um 3,45 Prozent, im Osten um knapp 4,2 Prozent. Entscheidend für die Anpassung sind die Entwicklung der Bruttolöhne im Vorjahr. Zuletzt hatte es in den Jahren 2004 bis 2006 und im Jahr 2010 Nullrunden für Rentner gegeben.

Ausgeweitet Arbeitszeiten von 4 bis 21 Uhr

In der Corona-Krise stehe für die Rentenversicherung „an oberster Stelle“, dass die Renten jeden Monat pünktlich auf dem Konto landeten, und dass Menschen aus dem Beruf in die Rente begleitet würden. „Wir achten sehr darauf, dass wir jederzeit arbeitsfähig bleiben“, sagte Roßbach. Um die Mitarbeiter zu schützen, gebe es Homeoffice-Regelungen, sowie ausgeweitete Arbeitszeiten, von morgens 4 Uhr bis abends 21 Uhr, „damit die Mitarbeiter im gebotenen Abstand voneinander arbeiten können“. Es gebe außerdem "Mitarbeiter im Ruhestand, die sich nun freiwillig melden und anbieten, dass sie einsteigen können, wenn wir Personal benötigen", sagte Roßbach.

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Vorsorgepflicht für Selbstständige

Zunehmende Probleme sieht Roßbach für die Millionen Selbständigen. „Selbstständige sind häufiger von Altersarmut bedroht, sie nehmen prozentual häufiger Grundsicherung in Anspruch als andere Beschäftigtengruppen“, sagte sie. In nahezu allen europäischen Ländern gebe es eine obligatorische Absicherung von Selbstständigen. „In Deutschland geht es um mehr als drei Millionen Personen, oft sind das Solo-Selbstständige. Wir merken jetzt gerade auch in der Corona-Krise, wie prekär deren Lage oft ist. Es sollte deshalb eine Verpflichtung geben, für das Alter vorzusorgen.“

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