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Noch länger arbeiten? Geht es nach Beratern der Bundesregierung wird das Rentenalter weiter angehoben.

© Christin Klose/dpa

Rente mit 68: Alter ist Zukunft

Das Alter bietet nicht nur Risiken. Wie die Parteien diese Entwicklung sinnvoll nutzen könnten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

In Deutschland gibt es etwa 18,1 Millionen Menschen, die älter sind als 65 Jahre. Damit sind die Senioren in jeder Hinsicht wichtig: als Zielgruppe von Politik im Allgemeinen, weil sie 22 Prozent an der Gesamtbevölkerung in Deutschland stellen, und für die Wahlkämpfer:innen im Besonderen. Zumal wenige Monate vor der Bundestagswahl.

Darum ist auch die aktuelle Anzahl der Renten interessant: 25,8 Millionen. Das muss im Blick gehalten werden, für Gegenwart wie Zukunft. Denn die Lebenserwartung steigt, bei Männern liegt sie bei 78,6 Jahren, bei Frauen bei 83,4 Jahren.

Die Parteien wissen darum, deswegen schauen alle auf die Stabilität der Rentenversicherung. Einer Einrichtung im Übrigen, die – fast vergessen – die deutsche Einheit erst mit möglich gemacht hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Das chronologische Alter sagt nicht mehr viel aus

Das Thema jetzt ist eher grundsätzlicher Natur: Je älter wir werden, desto verschiedener werden wir. Die Amerikaner nennen das „Differential Aging“. Das chronologische Alter sagt nicht viel aus über den einzelnen Menschen, hier ist das biologische aussagekräftiger.

Die Messlatten für das biologische Alter sind nicht so einfach zu handhaben, aber Mediziner weisen darauf hin: Ältere Menschen haben viel Erfahrungswissen, das man nicht kaufen kann, das sich auch schlecht übertragen lässt. Und es wird immer wertvoller. Dazu werden bereits Studien und Experimente vorgenommen, denn das ist eine Beobachtung, die die Ärzte immer wieder machen: Die Hochbetagten sind „biologisch Junge“.

Will sagen, dass das Alter nicht nur Risiken, sondern zunehmend auch Chancen bietet. Die Ergebnisse der Berliner Altersstudie zeigen unter anderem folgende Befunde: Der Anstieg der Lebenserwartung bringt einen Zugewinn an gesunden Jahren, der auch mit einem Zugewinn an kognitiver Leistungsfähigkeit einhergeht. Die wiederum geht mit besserem allgemeinen Wohlbefinden und mit mehr Lebensqualität einher.

Wer geistig fitter ist, ist auch glücklicher

Außerdem haben die Experten einen positiven Zusammenhang zwischen sozialer Aktivität und besseren Gedächtnisleistungen gefunden. Die heutigen 75-Jährigen haben eine bessere körperliche Fitness als die 75-Jährigen vor 20 Jahren, das heißt, sie sind mobiler und dadurch auch selbstständiger. Weil sie geistig fitter sind, sind sie auch glücklicher als vor 20 Jahren, haben die Fachleute inzwischen festgestellt.

Daraus werden nun in dieser Fachcommunity Gründe abgeleitet, dass man in der Gesellschaft länger arbeiten können sollte. Nicht generell zu verordnen, aber individuell zu entscheiden. Zugleich wird für verstärkte Prävention geworben, so früh wie möglich, schon bei Geburt, damit Herzkreislauferkrankungen, hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen, Lipoprotein (a) erst gar nicht entstehen. Gemeint ist das Modell der „minimalen Morbidität“.

Wann, wenn nicht in Wahlkampfzeiten, ist darüber zu reden? Alter ist ohne Frage ein Zukunftsthema. Jugend gibt sich mit jedem Tag mehr.

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