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Bauzaunrepublik Deutschland: CSU-Chef Horst Seehofer und SPD-Chefin Andrea Nahles vor dem Bundeskanzleramt.

© dpa

Renovierungsarbeiten in der Groko: Undichte Stelle im Kanzleramt

Die Groko kämpft gegen den Verschleiß und ist stark sanierungsbedürftig. Genau wie Kanzleramt und Willy-Brandt-Haus. Ein Baustellenbericht.

Die Zentren der Macht in Deutschland zeichnen sich durch ein hohes Maß an Transparenz aus – zumindest architektonisch. Wer abends vor dem hell erleuchteten Kanzleramt vorbeischlendert, kann zwar nicht Angela Merkel auf den Esstisch blicken, aber immerhin Spitzenbeamte bei der Arbeit beobachten. Auch das Willy-Brandt-Haus, Hauptquartier der SPD, erlaubt durch die Fensterfront freie Sicht ins Innere. Mit etwas Glück lässt sich sogar die Parteiprominenz bewundern, wie sie im gläsernen Fahrstuhl lautlos in das geräumige Atrium herabschwebt.

Mehr Schrebergarten als Regierungsviertel

Die offenen Formen und klaren Linien in den Fassaden der Berliner Polit-Paläste sollen zeigen: Wir haben nichts zu verbergen, wir sind verlässlich und transparent. Allerdings weisen die Gebäude mittlerweile massive Mängel auf, grobe Schönheitsfehler. Und die sind lieblos mit Holzplatten zugenagelt. Vor dem Kanzleramt steht ein schmuckloser Bauzaun, zwei Meter hoch, aus den Brettern der rot-braunen Strandpinie gezimmert – mehr Schrebergarten als Regierungsviertel.

Im Eingang der SPD-Zentrale hängt seit Monaten statt einer Glastür eine Platte aus Pressholz, einem Billig-Baustoff aus Kunstharz und Holzabfällen. Schon seit 2017 versperrt das Brett den Zugang zum Willy-Brandt-Haus. Die Tür ging zu Bruch, als an Weihnachten ein verwirrter Mann mit seinem Wagen durch die Fassade donnerte. Bislang habe sich kein Glaser gefunden, um das Tor zu reparieren, heißt es in der SPD-Zentrale. Einen Haupteingang brauchen die Genossen aber ohnehin nicht. Ein Mitgliederansturm ist derzeit nicht zu erwarten. Offenbar haben sich die Sozialdemokraten damit abgefunden. Sie verwenden die Holzverschalung als Werbefläche. Und wer raus will, kann ja den Notausgang auf der Rückseite nutzen.

"Langjährige Durchfeuchtung"

Noch größer ist der Schaden am Bundeskanzleramt. An dessen Nordseite verdeckt ein provisorischer Sichtschutz aus Kiefernholz eine Baustelle. „Hintergrund ist eine langjährige Durchfeuchtung“, erklärt ein Regierungssprecher. Er meint einen Wasserschaden in der Tiefgarage – nicht die Groko, die ja seit Jahren gegen Verschleißerscheinungen kämpft und ebenso wie Merkels Amtssitz stark sanierungsbedürftig erscheint.

Die undichte Stelle in der Kanzler-Garage soll bis 2019 ausgebessert sein – für 5,5 Millionen Euro. Einen Teil davon muss möglicherweise die „Errichterfirma“ bezahlen. Das Bundesbauamt klagt wegen der „Durchfeuchtung“ auf Schadenersatz.

Wer die Kosten für die Sanierung der großen Koalition übernimmt, bleibt hingegen unklar. Das gleiche gilt für die Frage, wie lange die Bauarbeiten an ihr noch andauern werden.

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