zum Hauptinhalt
Vor allem die Benzinpreise sind in den USA explodiert.

© Chip Somodevilla/Getty Images/AFP

Rekord-Inflation in den USA belastet Biden: Es rumort im Land der Autofahrer

Die hohe Inflation wird zur Gefahr für US-Präsident Joe Biden – egal, wie gut er sich etwa auf der internationalen Bühne schlägt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Es gibt viele gute wirtschaftliche Nachrichten in den USA. Die Arbeitslosenzahlen fallen seit Monaten, dazu kommen Millionen unbesetzter Stellen, und auch die Kursentwicklung an den Aktienmärkten sollte Anleger glücklich machen.

Aber es gibt eine Kurve, die dem Weißen Haus wirklich Sorge bereitet: jene, die zeigt, wie sich die Preise für Waren und Dienstleistungen verändern. Denn die geht konsequent nach oben. Genauer gesagt: Monat für Monat seit Joe Bidens Amtsantritt.

Ein neuer Höhepunkt wurde am Dienstag bekannt gegeben. Für Benzin, Mieten, Lebensmittel und andere Konsumgüter mussten die Amerikaner im März 2022 durchschnittlich 8,5 Prozent mehr ausgeben als ein Jahr zuvor, meldete das Arbeitsministerium.

Benzin kostet im Schnitt 48 Prozent mehr als ein Jahr zuvor

Allein das Tanken verteuerte sich im Land der Autofahrer um 48 Prozent, seit Februar stiegen die Preise für Kraftstoffe um 18,3 Prozent. Die Spritkosten sind für mehr als die Hälfte der Inflationsrate verantwortlich.

Zu recht verweist das Weiße Haus immer wieder auf den Angriffskrieg Wladimir Putins in der Ukraine, der die Energiepreise weltweit nach oben treibe („Putins price hike“). Und auf die anderen, die guten Wirtschaftsdaten.

[Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Das Problem ist: Diese Argumentation stößt bei vielen auf taube Ohren. Angesichts der horrenden Inflationszahlen sind die Amerikaner nicht überzeugt davon, dass ihr Präsident genug tut, um gegenzusteuern.

Zwei Drittel der Amerikaner sehen Bidens Wirtschaftspolitik negativ

Einer neuen Umfrage von NBC News zufolge findet lediglich ein Drittel der Befragten, dass Biden eine gute Wirtschaftspolitik betreibt. Zwei Drittel äußern sich ablehnend.

In einem Wahljahr sind das höchstproblematische Daten für die Regierungspartei. Die Kurve von Bidens Zustimmungswerten scheint an der zur Inflation zu kleben – egal, wie gut er sich in etwa auf der internationalen Bühne schlägt.

[Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen.] 

Zwei Jahre Pandemie haben die Amerikaner erschöpft. Ja, die Wirtschaft läuft wieder, ja, die USA werden international wieder als verlässlicher Partner gesehen.

Die Inflation frisst die Gehaltserhöhungen auf

Aber dass die Inflation nun die moderaten Zuwächse auf den Gehaltskonten auffrisst, lasten viele Amerikaner Biden an – war er es doch, der mit dem Versprechen angetreten war, das Land zu heilen. Selbst ohne immer neue Covid-Varianten und Kriege war das utopisch.

[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen]

Nun muss Biden seinen Bürgern zeigen, dass er ihre Gefühlslage ernster nimmt als bisher. Sie wollen, dass er ihren akuten Sorgen Priorität einräumt – da muss selbst die Ukraine-Krise hintanstehen.

Bidens Wochenplanung zeigt: Das Weiße Haus hat die Botschaft gehört. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der hohen Inflationszahlen wurde der Präsident in Iowa erwartet. Dort wollte er Maßnahmen verkünden, die das Tanken billiger machen sollen

Ob die reichen, ist ungewiss. Sicher ist: Sieben Monate vor den Kongress-Wahlen wird der US-Präsident gezwungen, sich wieder stärker um die Innenpolitik zu kümmern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false