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Solidarität. Im syrischen Kamishli, das zur kurdisch dominierten Autonomiezone Rojava gehört, schwenken Frauen die nordirakische Kurdenflagge.

© AFP

Referendum für Kurdistan: Kurden in Irak machen Ernst

Die Kurden wählen - und Bagdad und Ankara reagieren mit einem Militärmanöver. Doch auch die Bundesregierung respektiert den Volkswillen nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Die Geschicke selbst in die Hand nehmen, das Volk wählen und sich selbst nicht erpressen lassen – es sind die Parolen westlicher Politiker, die nun im Nahen Osten ernst genommen wurden. Die Kurden im Irak haben sich am Montag nicht einschüchtern lassen und darüber abgestimmt, ob sie mittelfristig einen eigenen Staat wollen. Auch wenn noch nicht alle Stimmen ausgezählt sind, zeichnet sich eine Mehrheit von mehr als 90 Prozent ab. Schon jetzt kann man sagen, dass Millionen kurdischer Unabhängigkeitsbefürworter sowie viele orientalische Christen ihre Hoffnung in die Zentralregierung in Bagdad aufgegeben haben.

Trotzdem sagt Noch-Bundesaußenminister Sigmar Gabriel, SPD, das Votum sei „gegen den einhelligen Rat der internationalen Gemeinschaft“ abgehalten worden, alle Akteure sollten „mäßigend“ auf ihre Anhänger einwirken. Wie bitte?! Statt den friedlichen Ausdruck eines massenhaft getätigten politischen Willens zu begrüßen, tut die Bundesregierung so, als hätten nicht die arabischen, persischen, türkischen Herrscher der Region den Kurden das Leben schwer gemacht, sondern als seien alle unterschiedslos schuld am Desaster im Nahen Osten. Und Ankara und Bagdad ließen am Dienstag schon Panzer auffahren. Man kann die Kurdenführung um Massoud Barzani vielleicht als autoritär kritisieren – nicht aber den millionenfachen, noch dazu demokratisch geäußerten Wunsch nach einem eigenen Staat.

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