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US-Präsident Donald Trump während seiner Rede am 24.9.2019 auf der 74. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

© Evan Vucci/dpa

Rede vor den UN: Trump schwingt nicht die große Keule

Bei seinem Auftritt vor den UN hält der US-Präsident eine für ihn erstaunlich routinierte Rede. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Nanu, war das wirklich Donald Trump? „Wir wollen Frieden, keine Konflikte, wir wollen Partner, keine Gegner“ – wann je hat der US-Präsident so versöhnlich geredet wie am Dienstag vor den Vereinten Nationen? Er sprach von Verheißungen und Träumen, von Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie, er setzte sich für Meinungs- und Religionsfreiheit ein, für Frauen und Homosexuellenrechte. Selbst die erwartbaren Vorhaltungen an die Adresse der Herrschenden in China, dem Iran und Venezuela fielen eher routiniert als kämpferisch aus. Dem Regime in Teheran warf er die Armut im Land, Korruption, Antisemitismus und Terror-Unterstützung vor. Aber die große Keule schwang Trump nicht. Das überraschte, weil viele Beobachter annehmen, die US-Regierung werde auf die Angriffe auf die Ölanlagen in Saudi-Arabien reagieren.

Gut möglich, dass diese Rede also in erster Linie ein Symptom war. Denn Trump hat ein Problem. Er möchte stark wirken wie Herkules, unerschrocken, unnachgiebig, kompromisslos. Seinen Worten sollen Taten folgen, wenn er rote Linien zieht, sollen jene bestraft werden, die sie überschreiten. Einerseits. Andererseits verabscheut er den Einsatz von Militär. Im Wahlkampf versprach er, alle US-Truppen wieder nach Hause zu holen.

Eklatant wird Trumps Zaudern im Konflikt mit dem Iran

Eklatant wird Trumps Zaudern in der Konfrontation mit dem Iran. Bislang hat er zögerlich agiert. Eine militärische Aktion nach dem Abschuss einer amerikanischen Drohne blies er ab, nach den Angriffen auf saudi-arabische Ölanlagen konsultierte er zunächst die Führung in Riad. Der Falke im Amt des Nationalen Sicherheitsberaters, John Bolton, musste das Weiße Haus im Streit verlassen.

Interventionen entfalten oft eine Eigendynamik. Davor hat Trump Angst. Werden Amerikaner getötet? Wird der Ölpreis steigen? Wird die Weltwirtschaft belastet? Unbedingt will der US-Präsident den Eindruck vermeiden, seine Aufkündigung des Atomabkommens habe nur einen neuen, sinnlosen Krieg zur Folge gehabt. Das wäre Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker.

Trump hatte gehofft, durch „maximalen Druck“ die Führung in Teheran zu einem umfassenderen Abkommen drängen zu können. Damit war er lange isoliert. Nun haben sich Deutschland, Frankreich und Großbritannien – die drei einflussreichsten EU-Staaten – seiner Forderung angeschlossen. Das kann Trump als Erfolg verbuchen.

Und wie weit werden die USA nun gehen? Dem Risiko einer Eskalation steht das Risiko gegenüber, dass die Führung in Teheran glaubt, der US-Präsident fürchte vor allem die eigene Courage. Das hätte weitere aggressive Aktionen des Iran zur Folge. Abschreckung muss also sein. In seiner Rede vor den Vereinten Nationen ließ Trump alles Nähere offen.

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