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Frankreichs Präsident Macron bei seiner Fernsehansprache

© Reuters/Gonzalo Fuentes

Rapide Ausbreitung der Delta-Variante: Frankreich führt Impfpflicht für Gesundheitspersonal ein

Pflegekräfte müssen sich bis 15. September impfen lassen, sonst werden sie nicht weiter bezahlt. Auch Griechenland führt eine Impfpflicht an.

Frankreich führt eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte ein. Präsident Emmanuel Macron begründete dies am Montag in einer Fernsehansprache mit der rapiden Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Alle Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen müssen sich nach seinen Worten bis spätestens zum 15. September impfen lassen. Andernfalls können sie laut Gesundheitsminister Oliver Véran nicht mehr arbeiten und werden nicht mehr bezahlt.

Kurz zuvor hatte auch Griechenland eine Impfpflicht angekündigt. Nach Angaben von Regierungschef Kyriakos Mitsotakis gilt sie ab Mitte August für Mitarbeiter in Altenheimen und ab dem 1. September für den Gesundheitsbereich. "Wir können das letzte Kapitel der Gesundheitskrise nur beenden, wenn jeder das Vakzin der Freiheit in seinem Arm hat", sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Das Land werde nicht wegen der ablehnenden Haltung einzelner in einen neuen Lockdown gehen.

Für früh in diesem Jahr geimpfte Risikogruppen soll es in Frankreich zudem ab September Auffrischungs-Impfungen mit einer dritten Dosis geben. Macron sprach von einem neuen "Wettlauf" gegen das Virus, das sich wieder in ganz Frankreich ausbreite. Ohne rasches Handeln drohe neuer Druck auf die Krankenhäuser.

In Italien gibt es die Pflicht-Impfung für Ärzte und anderes medizinisches Personal bereits seit Mai. In Deutschland wird darüber diskutiert, sie für das Personal in Kitas und Schulen einzuführen.

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Darüber hinaus will Frankreich die Vorlage eines Gesundheitspasses ab August zur Voraussetzung für den Besuch von Restaurants oder Einkaufszentren sowie die Nutzung von Zügen oder Flügen im Inland machen. Der Pass gibt Aufschluss über eine Impfung, eine überstandene Corona-Infektion oder einen negativen Test. In Griechenland sind Einschränkungen für nicht Geimpfte bereits ab diesem Freitag geplant.

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In Frankreich wie in Griechenland sind jeweils rund 40 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In beiden Ländern war die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder angestiegen. Experten führen dies auf die Delta-Variante zurück, die erstmals in Indien festgestellt worden war.

Zahl der Impfbuchungen steigt in Frankreich sprunghaft an

In Frankreich zeigte die halbstündige Ansprache Macrons umgehend Wirkung: Die Buchungsseite Doctolib erklärte auf Twitter, die Zahl der vereinbarten Impftermine sei sprunghaft angestiegen.

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Eine Corona-Impfpflicht als Mittel gegen die Pandemie wird in vielen Ländern diskutiert. Eine Impfpflicht für die gesamte erwachsene Bevölkerung eines Landes ist allerdings selten. Im zentralasiatischen Tadschikistan gibt es ein Regierungsdekret, wonach jeder ab 18 Jahren sich gegen das Coronavirus impfen lassen muss. Nähere Bestimmungen zur Umsetzung dieser Impfpflicht gibt es allerdings nicht.

Wie ist es in anderen Ländern?

Das weitgehend isolierte Turkmenistan zählt zu den wenigen Ländern weltweit, die noch keinen einzigen Corona-Fall offiziell gemeldet haben. Dennoch kündigte das zentralasiatische Land am 7. Juli eine Corona-Impfpflicht für alle Bewohner ab 18 Jahren "ohne medizinische Kontraindikation" an.

[Lesen Sie dazu auch: So kommen Impftouristen in Berlin an ihre Spritze (T+)]

Im kleinsten Land der Welt, dem Vatikan, wurde bereits am 8. Februar eine Impfpflicht für alle Bewohner und dort beschäftigten Angestellten eingeführt. Die Strafen bei einem Verstoß reichen theoretisch bis hin zur Entlassung.

Die britische Regierung teilte am 16. Juni mit, dass alle Mitarbeiter von Seniorenheimen vollständig geimpft sein müssen. Die Impflicht gilt somit auch für Friseure und andere Dienstleister sowie freiwillige Helfer. Die Maßnahme muss noch vom Parlament gebilligt werden.

Putin will keine Impfpflicht

In Russland hat sich Staatschef Wladimir Putin unlängst trotz niedriger Impfrate erneut gegen eine landesweite Impfpflicht gestellt. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin ordnete aber am 16. Juni eine Art Impfpflicht für den Dienstleistungssektor an. Rund 60 Prozent der Mitarbeiter, also rund zwei Millionen Menschen, müssen bis zum 15. August geimpft sein. In St. Petersburg und anderen Gegenden führten die Behörden ähnliche Auflagen ein.

Das zentralasiatische Kasachstan ordnete am 1. Juli die Impfpflicht für die meisten Angestellten an, die direkten Kontakt mit anderen Menschen haben.

[Lesen Sie dazu auch: „Spätestens im Herbst müssen wir mit den Auffrischungsimpfungen gegen Corona beginnen“ (T+)]

Auf den Fidschi-Inseln müssen sich alle Angestellten im öffentlichen oder privaten Sektor impfen lassen. Beamte, die bis 15. August noch keine Dosis erhalten haben, müssen sich beurlauben lassen; wer bis 1. November nicht vollständig geimpft ist, riskiert die Entlassung.

Vereinzelt Zwangsmaßnahmen in den USA

Die Entlassung riskieren auch alle Berufssoldaten in Lettland, die bis zum 1. August nicht vollständig geimpft sind.

In den USA gibt es nur vereinzelt Zwangsmaßnahmen: Die kalifornische Stadt San Francisco kündigte Ende Juni an, dass sich ihre rund 35.000 Angestellten impfen lassen müssen, andernfalls drohen disziplinarische Maßnahmen bis hin zur Entlassung. Diese Anforderung tritt jedoch erst in Kraft, wenn die Impfstoffe vollständig zugelassen sind. In Texas hat eines der größten Krankenhäuser über 150 Mitarbeitern gekündigt oder sie bereits entlassen, nachdem sie sich einer Impfung verweigert hatten.

Massive Einschränkungen kommen Impfpflicht gleich

In einigen Ländern gibt es zwar formal keine allgemeine Impfpflicht, aber die Einschränkungen für Nichtgeimpfte sind so massiv, dass sie einer Verpflichtung sehr nahekommen.

Saudi-Arabien kündigte an, dass ab August nur noch Geimpfte Zutritt zu staatlichen und privaten Einrichtungen, darunter auch Bildungs- und Unterhaltungsstätten, bekommen. Dasselbe gilt für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel - und die Rückkehr an den Arbeitsplatz.

In Pakistan ist in der Provinz Belutschistan seit dem 1. Juli allen Nicht-Geimpften der Zutritt zu Ämtern, Einkaufszentren und Parks verboten, öffentliche Verkehrsmittel dürfen sie auch nicht nutzen. In der Provinz Sindh erhalten Beamte kein Gehalt mehr, wenn sie die Impfung verweigern. Die Provinz Punjab drohte allen Impfverweigerern, den Telefonanschluss zu kappen. (AFP)

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