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Politik: Raketen statt Reis

Das bettelarme Nordkorea gilt als größter Exporteur weltweit

Als US-Präsident George W. Bush nach dem 11. September 2001 neben Iran und dem Irak Nordkorea in die „Achse des Bösen“ einreihte, runzelten viele die Stirn. Zu spärlich fließen die Informationen über das kommunistische Land. Doch dass die Einschätzung der USA nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigte sich in dieser Woche. Im indischen Ozean brachten spanische Kriegsschiffe nach Hinweisen des US-Geheimdienstes ein Schiff mit brisanter Ladung auf. 15 für Jemen bestimmte Scud-Raketen fanden sich an Bord. Der Lieferant: Nordkorea.

Die Raketen sind Hauptexportartikel des wirtschaftlich ausgelaugten und von Hunger geplagten Landes. Seit über 30 Jahren baut Nordkorea Raketen. Grundlage waren so genannte Scud-B-Kurzstreckenraketen, die die Sowjetunion Ende der 60er Jahre geliefert hatte und die ständig weiterentwickelt wurden. Nach Erkenntnissen der Militärexperten der amerikanischen „Nuclear Threat Initiative“ (NTT) – einer privaten Organisation gegen Massenvernichtungswaffen – hat Pjöngjang bis heute über 500 Raketen unterschiedlicher Bauart verkauft und mindestens ebenso viele ballistische Raketen stationiert.

Die Varianten reichen von Geschossen, die mehrere hundert Kilo schwere Sprengköpfe 500 Kilometer weit tragen können, bis hin zu Bomben, die Japan erreichen könnten. Angeblich testet Nordkorea derzeit eine Rakete, die 5000 Kilometer weit fliegen können soll. Die Scud-Raketen können mit konventionellen, aber auch mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefechtsköpfen bestückt werden. Im Sommer 1998 feuerte Nordkorea eine Langstreckenrakete ab, die über japanisches Territorium flog und in den Pazifik stürzte. Unter US-Druck versprach Pjöngjang 1999 seine Raketentests bis 2003 auszusetzen. Das Land mit seinen 20 Millionen Einwohnern verfügt über die fünftgrößte Streitmacht der Welt, 1,1 Millionen Soldaten stehen dort unter Waffen.

Abnehmer der nordkoreanischen Technologie waren neben Jemen Ägypten, Iran, Libyen, Pakistan und Syrien. US–Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnete Pjöngjang mehrfach als größten Raketenexporteur der Welt. Experten schätzen, dass Nordkorea mit dem Handel jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar verdient – die Hälfte seiner Exporteinnahmen.

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