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Teilenehmer einer „Querdenken“-Demonstration in Berlin

© dpa/Annette Riedl

„Querdenken“-Vergleiche mit Sophie Scholl und Anne Frank: Antisemitismusbeauftragter rügt „krude Verharmlosungen“ des Holocausts

Demonstrantinnen gegen Corona-Beschränkungen vergleichen sich mit Sophie Scholl und Anne Frank. Felix Klein wertet das als eine Verhöhnung der Verfolgten.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rügt Gleichsetzungen aus der „Querdenken“-Bewegung von aktuellen Corona-Beschränkungen mit der Judenverfolgung in der Nazi-Zeit. „Die zunehmenden Vergleiche von Protestierenden gegen die Corona-Maßnahmen mit Opfern des Nationalsozialismus verhöhnen die tatsächlichen Opfer und relativieren die Schoah“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).

„Der Holocaust ist kein Abziehbild für jedwede Opfergefühle“, sagte Klein weiter. Die jüngsten Vorfälle in Hannover und Karlsruhe zeigten vielmehr, wie wichtig Bildung sei. „Wer über Anne Frank und Sophie Scholl gut Bescheid weiß, wird kaum solch krude Verharmlosungen äußern.“

Am Samstag hatte eine junge Frau, die sich als „Jana aus Kassel“ vorstellte, auf einer „Querdenken“-Bühne in Hannover gesagt: „Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde.“

Sophie Scholl wurde als Mitglied der Gruppe „Weiße Rose“ zusammen mit ihrem Bruder Hans und ihrem Mitstreiter Christoph Probst am 22. Februar 1943 wenige Stunden nach der Verteilung wegen ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus hingerichtet.

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In Karlsruhe hatte kürzlich eine Elfjährige auf einer „Querdenken“-Bühne Tatsache, dass sie ihren Geburtstag nicht wie gewohnt feiern konnte, in Beziehung gesetzt zum Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank, das sich in Amsterdam in einem Hinterhaus vor den Nazis versteckte und später im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurde.

Der Präsident des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, sagte dem RND: „Das ist kein Zufall, sondern das perfide Ergebnis einer langen Kette von Diskursverschiebungen und gezieltem Geschichtsrevisionismus, basierend auf Schulungen der Neuen Rechten.“ Jüngere Menschen seien dafür besonders empfänglich. (dpa, epd)

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