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Prozess: Holocaust-Leugner Rudolf vor Mannheimer Gericht

Nach dem Holocaust-Leugner Ernst Zündel steht nun auch Germar Rudolf vor dem Mannheimer Landgericht. Der 42-Jährige war bereits 1995 verurteilt worden, konnte sich aber ins Ausland absetzen.

Mannheim - Der Holocaust-Leugner Germar Rudolf muss sich seit Dienstag vor dem Landgericht Mannheim verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, weltweit über das Internet und in Schriften rechtsextremes und volksverhetzendes Gedankengut verbreitet zu haben. Mit der Leugnung des Massenmordes an den Juden im Nationalsozialismus habe Rudolf "zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufgestachelt" und die Menschenwürde anderer angegriffen, betonte Staatsanwalt Andreas Grossmann. Der Angeklagte wiederholte derweil vor Gericht seine Thesen.

Die Anklage gegen den 42-jährigen Chemiker lautet auf Volksverhetzung sowie Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Rudolf habe "bewusst der historischen Wahrheit zuwider" und "in pseudowissenschaftlicher Art" den Nationalsozialismus vom Holocaust freisprechen wollen, sagte Grossmann. Dabei habe er behauptet, dass es weder Befehle der Nazis noch Gaskammern zur Judenvernichtung gegeben habe.

Bereits 1995 verurteilt

Rudolf war bereits 1995 vom Landgericht Stuttgart wegen Volksverhetzung und Beleidigung zu 14 Monaten Haft verurteilt worden, nachdem er in seinem so genannten Rudolf-Gutachten den Holocaust geleugnet hatte. Er floh jedoch vor Haftantritt und lebte zuletzt in den USA. Im November 2005 wurde er von den amerikanischen Behörden nach Deutschland abgeschoben, da er keine Aufenthaltserlaubnis mehr besaß. Bei seiner Einreise nahm ihn die Polizei am Frankfurter Flughafen fest. Seither sitzt er in Haft.

Rudolf begann seine Ausführungen im Gerichtssaal mit mehrstündigen Angaben zu seinem Lebenslauf. Demnach kam er 1989 als damaliges Mitglied der rechtsextremen Republikaner erstmals in Kontakt mit Schriften der so genannten Revisionisten, darunter der "Leuchter-Report". In der Folge habe er sich verstärkt mit dem Thema auseinandergesetzt, sagte Rudolf. Den Richtern präsentierte er sich als Wissenschaftler, dem es darum gegangen sei, "die Wahrheit herauszufinden". Den Holocaust bezeichnete der 42-Jährige als "gigantischen Betrug".

Zündel ebenfalls in Mannheim vor Gericht

Der Prozess ist das zweite Verfahren gegen einen Holocaust-Leugner in Mannheim in diesem Jahr. Seit Februar muss sich vor dem Landgericht Mannheim auch der 67-jährige Ernst Zündel wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener verantworten. Er soll von Kanada und den USA aus über seine Internet-Homepage und Rundbriefe die Auschwitz-Lüge verbreitet haben.

Rudolf will auf Beweisanträge zu seinen Thesen verzichten. Bleibt es dabei, könnte der Prozess - anders als bei Zündel - im vorgesehenen Zeitraum abgeschlossen werden. Vorerst hat das Gericht bis Ende Januar sechs weitere Verhandlungstage eingeplant. Sowohl Zündel als auch Rudolf werden von Jürgen Rieger verteidigt, der als Neonazi-Anwalt gilt und mit Plänen für ein rechtsextremistisches Schulungszentrum in Delmenhorst für Schlagzeilen gesorgt hatte. Er erschien allerdings nicht zum Prozessauftakt. (Von Tanja Wolter, ddp)

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