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Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Priesemann contra Lindner: Wissenschaftlerin weist FDP-Chef mit „Klarstellungen“ zurecht

FDP-Chef Lindner behauptet, die Unwirksamkeit mancher Corona-Maßnahmen sei wissenschaftlich erwiesen. Er sieht sich missverstanden, doch die Kritik ist scharf.

Die Wissenschaftlerin Viola Priesemann hat Äußerungen von FDP-Chef Christian Lindner zur angeblichen Unwirksamkeit bestimmter Corona-Maßnahmen entschieden zurückgewiesen. Auf Twitter verbreitete Priesemann am Samstag drei „Klarstellungen“ zu einem Interview Lindners in den „ARD-Tagesthemen“ vom Vorabend.

Wörtlich schrieb die Physikerin, die sich mit Corona-Themen befasst: „(1) Die Aussage Geimpfte trügen nicht zur Übertragung bei ist und war nie korrekt. (2) Kontaktbeschränkungen haben natürlich eine Wirksamkeit gegen eine Übertragung. (3) Je nach Umsetzung haben auch Ausgangsbeschränkungen eine Wirksamkeit.“

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Diese „Klarstellungen“ stellte Priesemann über den Link zu dem Interview, dass „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni mit Lindner geführt hatte. Dabei ging es um den Gesetzentwurf der möglichen Ampelkoalition, von SPD, FDP und Grünen zur Bekämpfung der Pandemie.

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Zamperoni wollte von Lindner unter anderem wissen, warum dieser Gesetzentwurf bestimmte Möglichkeiten wie das Verhängen von Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen „quasi vorauseilend“ ausklammere.

„Weil diese Maßnahmen nach wissenschaftlichen Untersuchungen keine Wirksamkeit haben“, antwortete Lindner.

„Wirksame Maßnahmen bleiben bestehen“, sagte der FDP-Chef weiter und fügte hinzu, dass es sogar „noch mehr Konsequenz“ brauche in der gegenwärtig dramatischen Situation. „Auf der anderen Seite aber sollten solche Maßnahmen auslaufen und nicht mehr im Gesetz genannt werden, die keine Wirksamkeit zur Pandemiebekämpfung haben“, betonte Lindner noch einmal.

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Moderator Zamperoni reagierte ungläubig. „Verstehe ich das richtig, Sie sagen Kontaktbeschränkungen und Ausgehverbote sind nicht wirksam?“, zeigte er sich verwundert. „Das würde ich bezweifeln, dass das nichts bringt.“

„Sie sagen, Sie glauben oder Sie würden“ entgegnete Linder unbeirrt. „Aber es gibt wissenschaftliche Untersuchungen zur tatsächlichen Wirksamkeit von Ausgangsbeschränkungen zum Beispiel für geimpfte Menschen, die eben nicht das Infektionsgeschehen eindämmen.“ Es gehe darum, „die Dinge zu tun, die wirklich einen Beitrag leisten“, sagte Lindner, „ganz zuerst das Impfen und das Boostern.“

Er verstehe nicht, dass sich die Debatte im Kampf gegen Corona „konzentriert auf unwirksame Maßnahmen und auf Ultima-Ratio-Maßnahmen“.

Lindner versicherte, dass alle erforderlichen Maßnahmen bestehen bleiben sollen. „Hier geht es nicht um eine Relativierung oder Verharmlosung der Pandemie, denn das Gegenteil ist nötig, es ist eine gefährliche Situation“ sagte er und rief zur Impfung auf.

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Lindner spricht von Missverständnis

Die Kritik Priesemanns und ihre Richtigstellung der Äußerungen Lindners fand am Samstag bei Twitter ein breites Echo. Die Wissenschaftlerin bekam Zustimmung und Dank für ihre Ausführungen. Lindner dagegen wurde vorgeworfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren, manche sprachen ihm gar die Regierungsfähigkeit ab.

[Lesen Sie hier einen Kommentar zur Coronalage in Deutschland: 50.000 Neuinfektionen – und nichts passiert (T+)]

Lindner selbst reagierte auf Priesemanns Rüffel und die Kritik prompt.

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Am Samstagmorgen schrieb er bei Twitter, er bedaure, wenn er in den „Tagesthemen“ missverständlich gewesen sei.

Er werbe für „konsequente und wirksame Maßnahmen“, schrieb der FDP-Chef weiter. „An Kontaktbeschränkungen zweifele ich nicht, sondern nur zum Beispiel an der Verhältnismäßigkeit von Ausgangssperren für Geimpfte.“

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