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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

© Ludovic Marin /AFP

Update

Präsidentschaftswahl in Frankreich: Macron muss in Stichwahl gegen Le Pen

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl liegt der liberale Amtsinhaber vor der rechten Kandidatin. Die Stichwahl entscheidet – auch über Europas Zukunft.

Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich können die Wähler in zwei Wochen wie bereits 2017 zwischen dem liberalen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Kandidatin Marine Le Pen entscheiden. Beide qualifizierten sich in der ersten Wahlrunde am Sonntag wie erwartet für die Stichwahl.

Das Innenministerium in Paris veröffentlichte in der Nacht zum Montag die Ergebnisse nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen aller zur Wahl registrierten Wähler. Macron lag demnach mit 27,84 Prozent in Führung. Le Pen kam auf 23,15 Prozent. Seit Monaten hatten Umfragen eine Wiederauflage des Duells von 2017 zwischen dem Europafreund und der Europaskeptikerin vorausgesagt.

Auf Platz drei landete mit 21,95 Prozent der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Historisch schlecht schnitten die beiden einstigen Volksparteien der Sozialisten und Konservativen ab.

Auch wenn viele Franzosen unzufrieden mit Macrons erster Amtszeit waren und er im Wahlkampf nicht begeisterte, profitierte der 44-Jährige von der Schwäche anderer Kandidaten und Wünschen nach Stabilität angesichts des Ukraine-Krieges. Die rechte Populistin Le Pen versuchte dagegen, mit gemäßigteren Tönen als früher zu punkten und inszenierte sich zugleich als Anwältin derjenigen, die unter der Inflation und steigenden Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel leiden. Die anderen Kandidaten spielten im Wahlkampf eine deutlich geringere Rolle.

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Die einstigen Volksparteien in Frankreich, die Sozialisten und die Konservativen, erlitten bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl historische Niederlagen. Den Angaben des Innenministeriums zufolge zog der Rechtsextreme Éric Zemmour mit knapp 7,07 Prozent an der bürgerlich-konservativen Partei Les Républicains mit Spitzenkandidatin Valérie Pécresse mit nur etwa 4,78 Prozent der Stimmen vorbei. Die Sozialisten, die von 2012 bis 2017 mit François Hollande noch den Präsidenten stellten, stürzten demnach mit ihrer Kandidatin Anne Hidalgo auf 1,75 Prozent ab. Der Grüne Yannick Jadot kam auf 4,63 Prozent.

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Le Pen rief mit Blick auf die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahl zu einem breiten Wahlbündnis auf. „Ich rufe alle, die nicht für (Präsident Emmanuel) Macron gewählt haben, dazu auf, sich uns anzuschließen“, sagte sie am Sonntagabend in einer Ansprache an ihre Anhänger eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale.

„Wir haben gewonnen, wir haben gewonnen“, skandierten ihre Anhänger. Le Pen sprach von einem „großen, vereinenden Projekt“. Sie stehe für „Wirtschaftspatriotismus“ und die „Wiederherstellung der staatlichen Autorität“.

Der Linke Jean-Luc Mélenchon sprach sich vor seinen Anhängern nach seinem Ausscheiden ausdrücklich gegen die Wahl Le Pens in der Stichwahl aus. „Ihr solltet keine einzige Stimme Madame Le Pen geben“, rief er am Sonntagabend seinen Anhängerinnen und Anhängern zu. Le Pen wird in zwei Wochen gegen den amtierenden liberalen Präsidenten Emmanuel Macron in der Endrunde der Wahlen antreten.

Die drei linken Kandidaten Jadot, Hidalgo und Fabien Roussel riefen umgehend dazu auf, in der zweiten Runde für Macron zu stimmen. Die rechtskonservative Pécresse kündigte an, dass sie selber ihre Stimme Macron geben werde, verzichtete aber auf einen Appell an ihre Anhänger, von denen ein Teil Umfragen zufolge eher für Le Pen stimmen wird. Pécresse beklagte, dass es „keine Debatte“ während des Wahlkampfs gegeben habe.

Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an - eine Wiederauflage des Stichwahl-Duells von 2017, in dem Le Pen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.

Le Pen stellt Zusammenarbeit mit Berlin in Frage

Ein Sieg der 53-jährigen Le Pen wäre für Deutschland und Europa ein Schock mit bedeutungsschweren Folgen. Le Pen stellt die seit Jahrzehnten enge Zusammenarbeit mit Berlin in Frage und strebt eher nach Kooperation mit Euroskeptikern. In der Europäischen Union könnte Frankreich unter ihr vom Treiber zum Bremser werden, ganz anders als unter dem pro-europäisch engagierten Macron. In der eskalierenden Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit ihr ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front.

Etwa 48,7 Millionen Menschen hatten sich für die Teilnahme an der Präsidentschaftswahl in diesem Jahr registriert. Insgesamt waren zwölf Kandidatinnen und Kandidaten angetreten.

Drei von zehn Franzosen wussten kurz vor der Wahl noch nicht, für wen sie stimmen wollten. Auch die Bindung an eine Partei hat nachgelassen, es gibt weniger Stammwähler als früher. (dpa/AFP)

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