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In Louisville gerieten Demonstranten und Polizisten aneinander.

© Jeff Dean / AFP

Polizei tötet Schwarze, aber keine direkte Anklage: Breonna-Taylor-Entscheid führt zu Krawallen - zwei Beamte angeschossen

Nach dem Tod der schwarzen Breonna Taylor wird keiner der am Einsatz beteiligten Polizisten angeklagt. Es kommt zum Protest und Schüssen auf die Polizei.

Bei den seit Monaten andauernden Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA fällt - neben dem von George Floyd - immer wieder ein Name: Breonna Taylor. Die 26-jährige Afroamerikanerin ist zu einem Symbol der Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt geworden.

Seit dem Tod der Frau am 13. März fordern Demonstranten Gerechtigkeit für ihr Schicksal - und haben jetzt einen Rückschlag erlitten, der auf den Straßen von Louisville in schweren Ausschreitungen endete.

Zum Hintergrund: Breonna Taylor war vor einem halben Jahr in ihrer Wohnung in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky erschossen worden. Mitten in der Nacht waren sie mit einem Durchsuchungsbefehl eingetroffen. Einer späteren Untersuchung zufolge klopften sie an der Tür und gaben sich als Polizei zu erkennen. Als sie keine Antwort erhielten, hätten sie die Tür aufgebrochen. Taylors Freund habe als Erster geschossen und einen der Beamten am Bein verletzt.

Daraufhin hätten die Polizisten das Feuer eröffnet und 32 Schüsse abgegeben, sagte Kentuckys Justizminister Daniel Cameron. Sie hätten die unbewaffnete Breonna Taylor mindestens fünf Mal getroffen, ihren Freund hingegen nicht. Von den Kugeln, die die 26-jährige Rettungssanitäterin trafen, sei eine tödlich gewesen.

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Am Mittwoch verkündete Kentuckys Justizminister Daniel Cameron nun, dass wegen Taylors Tod im März keiner der drei an dem Einsatz beteiligten Polizisten direkt angeklagt wird. Gegen einen der Polizisten wird zwar Anklage erhoben, allerdings deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet haben soll. Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die beiden anderen Polizisten sich selbst verteidigt hätten, sagte Cameron.

Justizentscheidung „empörend und beleidigend“

Einer der Anwälte von Taylors Familie kritisierte die Entscheidung laut einem Bericht der „Washington Post“ mit den Worten: „Das ist empörend und beleidigend!"

Taylors Unterstützer gingen als Reaktion darauf erneut auf die Straße. Wie die Zeitung weiter schreibt, versammelte sich eine Menschenmenge im Jefferson Square Park in Louisville, wo auch unmittelbar nach Taylors Tod Demonstrationen stattgefunden hatten.

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Polizisten sind im Einsatz, nachdem zwei Polizisten in Louisville angeschossen wurde.
Polizisten sind im Einsatz, nachdem zwei Polizisten in Louisville angeschossen wurde.

© John Minchillo/AP/dpa

Nachdem Mülltonnen gebrannt hätten, habe die Polizei die Versammlung gegen 19.45 Uhr Polizei für illegal erklärt und mit dem Einsatz von Chemikalien gedroht, sollte der Park nicht geräumt werden. Die Demonstranten seien daraufhin mit Sprechhören wie "Say her name" und "Breonna Taylor" durch die Innenstadt marschiert.

Polizeifahrzeuge sollen schließlich eine Kreuzung für die Demonstranten blockiert haben. Ohne Vorwarnung, so schreibt es die „Washington Post“, seien zwei Blendgranaten von der Polizei abgefeuert worden. Danach sollen mindestens vier Schüsse gefallen sein.

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Zwei Polizisten wurden dabei angeschossen, wie Polizeichef Robert Schroeder am Abend mitteilte. Sie würden im Krankenhaus behandelt, die Verletzungen seien aber nicht lebensgefährlich. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Die Behörden hatten aus Angst vor Ausschreitungen bereits vorsorglich die Nationalgarde nach Louisville beordert und Sperren errichtet. Um 21.00 Uhr trat dort eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Auch in Städten wie New York, Washington und Atlanta kam es zu Protesten.

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Kentuckys Gouverneur Andy Beshear appellierte nach dem Vorfall an die Demonstranten: "Ich bitte alle, bitte gehen Sie nach Hause. Geht heute Abend nach Hause." In einem Videostatement auf Twitter sagte er außerdem: "Wir wissen, dass die Antwort auf Gewalt niemals Gewalt ist, und wir denken heute Abend an diese beiden Polizisten und ihre Familien."

In den kommenden Tagen werde es viele Gelegenheiten geben, gehört zu werden, versuchte er die Menschen zu beruhigen. Die Polizei nahm nach den Ausschreitungen 46 Personen fest, wie die „Washington Post“ schreibt. US-Präsident Donald-Trump reagierte bei Twitter auf die Ausschreitungen Er bete für die beiden Polizeibeamten, ließ er wissen.

Viele Fragen im Fall Taylor bleiben offen

Nach der Justizentscheidung hatte sich auch Schauspieler George Clooney zu Wort gemeldet. Er kritisierte die Entscheidung, keine Polizisten für den Tod zur Rechenschaft zu ziehen, als beschämend.

Das Justizsystem, in dem er aufgewachsen sei, habe die Menschen für ihre Taten verantwortlich gemacht. „Mir wurde in den Schulen und Kirchen von Kentucky beigebracht, was richtig und was falsch ist. Ich schäme mich für diese Entscheidung“, sagte Clooney in einer Mitteilung an US-Medien. Clooney hatte bereits Anfang Juni in einem eindringlichen Essay bei der Nachrichten-Plattform „The Daily Beast“ systemischen Rassismus, Ungleichbehandlung und Polizeibrutalität gegen Schwarze in den USA beklagt.

Rund um den Fall Breonna Taylor bleiben Fragen offen. So werden die Umstände rund um die Ausstellung des Durchsuchungsbefehls weiterhin untersucht. Es ging dabei um eine Person, die sich nicht in der Wohnung aufhielt. Auch gab Taylors Freund an, dass er zwar ein Klopfen an der Tür gehört habe - aber nicht, dass es die Polizei sei. Deswegen habe er die Polizisten für Einbrecher gehalten. (mit dpa)

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