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Londons muslimischer Bürgermeister Sadiq Khan engagiert sich gegen Antisemitismus.

© AFP

Political Animal: Schaut auf diese Stadt: London

Londons muslimischer Bürgermeister Sadiq Khan hat vor, die Unterstützung der Hisbollah für illegal zu erklären. Ein Vorbild für Berlin? Ein Kommentar.

Berlin war gerade der Schauplatz einer ganz besonderen Aktion: 50 Imame aus ganz Europa, darunter beispielsweise der Mufti von Spanien, trafen sich an der Gedächtniskirche auf ihrem „Marsch der Muslime gegen den Terrorismus“. Als ein Zeichen, dass Muslime und ihre religiösen Führer es als ihre „Pflicht ansehen, sich zu distanzieren, denn die Gewalttaten werden nun mal im Namen unserer Religion begangen“, wie die muslimische Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli sagte. Brüssel, Toulouse, Nizza sind weitere Stationen, die deutlich machen sollen: „Nicht mit uns“.

Nicht mit ihm – das macht ein anderer Muslim deutlich, und er kann ebenso als Vorbild dienen: Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er setzte sich dieser Tage dafür ein, alle Abteilungen der schiitischen, vom Iran unterstützten Terrororganisation Hisbollah für illegal zu erklären. Dieser Bürgermeister nun macht Ernst mit dem Versuch, schon die Unterstützung für den politischen Flügel der Miliz zur gesetzeswidrigen Tat zu erklären; die Unterstützung für den militärischen Teil ist in England bereits eine gesetzeswidrige Handlung. Khan, der Muslim, teilt die „Besorgnis der jüdischen Gemeinschaft angesichts der Zeichen der Unterstützung für die Hisbollah, die eine illegale, geächtete und antisemitische Organisation ist“.

Selbstverständliche Akzeptanz

Da Berlin mit London eng verbunden ist, kann nun auch hier Solidarität vorgelebt werden: durch eine Allianz zwischen dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und seinem Kollegen Khan. Denn gerade auch für Berlin gilt Khans Satz: „Antisemitismus oder Hassverbrechen jeder Art haben keinen Platz in unserer Stadt, in der wir die Diversität nicht nur tolerieren, sondern zelebrieren und respektieren.“

Solidarität unter Bürgermeistern von Weltmetropolen der Diversität ist überdies hilfreich, weil Khan, Mitglied von Labour, der Schwester der SPD, die ganze Zeit für seinen weltoffenen Kurs vom rechten Rand angegriffen wird. Die ganze Zeit heißt: Seit er im Mai ’16 als erster Muslim überhaupt ins Amt kam und gleich zu Beginn sagte, der Antisemitismus müsse aus der Stadt London und der Labour-Partei ausgerottet werden.

Wenn nun Kollegen öffentlich seinen Kurs unterstützen, kann dies zu Besserem führen: der selbstverständlichen Akzeptanz von Muslimen an der Spitze multikultureller und toleranter Städte. Das könnte mittelfristig versöhnend auf alle aus allen Religionen wirken. Was wiederum ein Teil dessen ist, wofür die reisenden Imame werben.

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