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Armin Laschet (CDU), der nordrhein-westfälische Ministerpräsident.

© Marcel Kusch/dpa

Political Animal: Laschet sollte sich nicht zu früh für die Kanzlerkandidatur warmlaufen

CDU-Kanzlerkandidat? Ministerpräsident Armin Laschet hat in Nordrhein-Westfalen noch viele Probleme zu lösen. Er sollte sich zurückhalten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Mag er sich warmlaufen, der Armin Laschet, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident. Ein Selbstläufer zur Kanzlerkandidatur der CDU wird daraus nicht. Auch ein Auftritt im „Tatort“ – so wie einst Peter Müller im Saarland – reißt es nicht heraus. Einschaltquote ist keine Wahlquote.

Nun wird kein nordrhein-westfälischer Ministerpräsident je ungestraft verneinen, auch Kanzler zu können. Immerhin gehört sein Land zu den weltweit 20 großen Wirtschaftsnationen. Wer das Regierungsamt im Bund für sich ausschließt, endet wie seinerzeit Hannelore Kraft: im Abseits. Also schließt es Laschet schon aus diesem Grund nicht aus. Zugleich lässt er alle Fenster offen, um den Ruf nicht zu überhören.

Wenn der denn ertönt. Davor sind zwei andere Interessenten, unglücklicherweise für Laschet ebenfalls aus seinem Verband NRW: Jens Spahn und Friedrich Merz. Sollte Spahn als – im Vergleich – zu jung angesehen werden, so läuft Merz auf der anderen Seite die Zeit davon.

Er versteht sich aber besser mit Annegret Kramp-Karrenbauer, der CDU-Chefin, obwohl die ihn beim Kampf um diesen Posten knapp besiegt hatte. Die beiden reden miteinander, offen. Ihr Verhältnis ist okay.

Laschet wiederum redet auch. Über AKK. Öfters kritisiert er sie, offen und versteckt. Das bleibt weder ihr noch der Öffentlichkeit verborgen. Hinzu kommt: Die Koalition in NRW mit ihrer Mini-Mehrheit von einer (!) Stimme arbeitet geräuscharm. Das allerdings reicht nicht.

Armutsquote 18,1 Prozent

Nach dem jüngsten Armutsbericht des „Paritätischen“ bleibt das Ruhrgebiet mit einer Quote von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohnern „Problemregion Nummer eins“ in Deutschland. Auf den Süden geschaut, auf Bayern und Baden-Württemberg, ergibt sich dort eine gemeinsame Armutsquote von 11,8 Prozent. Nordrhein-Westfalen liegt bei 18,1 Prozent, die Ost-Bundesländer haben zusammen eine von 17,5 Prozent.

Soll heißen: Es gibt noch sehr viel zu tun in NRW. Und will die CDU nur schon dort weiterregieren, muss das Bündnis mit der FDP stehen. Auf Laschet ist da schwer zu verzichten, zumal der die FDP auf sich verpflichtet hat. Weshalb er auch auf Zeit setzt. Nach folgender Überlegung: Je länger die Groko in Berlin hält, desto geringer wird die Chance für AKK, (Kanzler-)Kandidatin zu werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt allerdings könnte ihr keiner den Zugriff streitig machen, nicht ohne Blessuren. Da sei auch die CSU vor, die hinter AKK steht. Würde AKK vor Ablauf der Legislaturperiode Kanzlerin, dürfte Merz vielleicht Finanzminister werden. Hält die Groko bis zum Ende, würde umgekehrt Kramp-Karrenbauer auf Zeit setzen und alle Angriffe abzuwettern versuchen.

Schafft sie das, gewinnt sie Respekt. Derweil kann AKK mit Merz eine CDU-interne große Koalition bilden: Sie bleibt Parteichefin, während Merz als Kanzlerkandidat Stimmen einzusammeln versucht. Gelingt’s ihm nicht – auch gut. Für sie. Das ist Konkurrenzausschluss nach Methode Merkel. Merke: Keiner soll sich zu früh warmlaufen.

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