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Angela Merkel in Istanbul.

© dpa

Update

Politbarometer: Große Mehrheit kritisiert Merkels Umgang mit Erdogan

Der Umgang mit der Türkei beschert Kanzlerin Angela Merkel deutliche schlechtere Werte. CDU/CSU rutschen auf tiefsten Wert seit 2011 ab.

Kurz vor der Türkei-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel moniert eine große Mehrheit der Deutschen einer Umfrage zufolge ihren Umgang mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Merkel nehme zu viel Rücksicht auf das türkische Staatsoberhaupt, urteilten vier von fünf Befragten in dem am Freitag veröffentlichten Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel. Zudem bezweifelten 80 Prozent der Interviewten, dass die Türkei in der Flüchtlingskrise ein verlässlicher Partner sei. Merkel hat den von Erdogan verlangten juristischen Schritten gegen den Satiriker Jan Böhmermann zugestimmt. Das lehnen 62 Prozent der Befragten ab.

Böhmermann hatte in einem "Schmähgedicht" Erdogan in grober Weise beleidigt und erklärt, er wolle nur zeigen, welche Sorte Satire in Deutschland nicht zulässig sei. Erdogan hat auch als Privatmann Klage gegen Böhmermann erhoben. In Deutschland war das Vorgehen des Präsidenten auch deswegen auf Kritik gestoßen, da er im eigenen Land massiv gegen regierungskritische Medien vorgeht. Merkel reist am Samstag in die Türkei und besucht dort ein Flüchtlingslager.

Umfragetief: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer.
Umfragetief: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer.

© Rainer Jensen/dpa

Die Kanzlerin gehört zu den Architekten des Vertrages zwischen der Türkei und der EU. Demnach nimmt die Türkei von ihrem Territorium aus in die EU illegal eingereiste Flüchtlinge zurück. Im Gegenzug erhält die Türkei unter anderem Milliarden-Hilfen und den Wegfall der Visums-Pflicht bei EU-Reisen ihrer Bürger. Kritiker werfen Merkel vor, sie habe sich mit dem Abkommen erpressbar gemacht, da Erdogan sich jederzeit weigern könne, Flüchtlinge zurückzunehmen.

33 Prozent für die Union

Die Deutschen kritisieren offenbar vor allem die Union für den Umgang mit der Türkei. So rutschte sie bei der Umfrage vom Freitag weiter ab - binnen zwei Wochen um drei Punkte auf 33 Prozent. Das ist der niedrigste beim Politbarometer gemessene Wert in dieser Legislaturperiode. Die Sozialdemokraten stehen unverändert bei 22 Prozent. Die rechtspopulistische AfD kommt auf zwölf Prozent, während die Grünen zwei Punkte gewinnen und nunmehr 14 Prozent erreichen.. Die Linke liegt bei acht Prozent, die FDP wäre mit sieben Prozent ebenfalls im Bundestag vertreten. Für das Politbarometer befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen vom 19. bis zum 21. April 1226 Wahlberechtigte.

Im ARD-Deutschlandtrend erreichte die Union ebenfalls 33 Prozent - nach deren Statistiken der schlechteste Wert seit 2011. Zweifel hegen die Bundesbürger demnach an der Kompetenz der Bundesregierung beim Thema Flüchtlinge und bei der Abwehr von Terrorgefahren. 46 Prozent trauen der Koalition zu, die Flüchtlingskrise in den Griff zu bekommen, 52 halten sie hier nicht für kompetent. In der Gefahrenabwehr halten 47 Prozent der Befragten die Bundesregierung für kompetent, genauso viele sind aber gegenteiliger Meinung.

Je jünger die Menschen, desto größer die Sorge vor Altersarmut

Die Deutschen sorgen sich mehrheitlich um ihre Altersvorsorge. Im "Deutschlandtrend" des ARD-"Morgenmagazins" sagten 57 Prozent der Befragten, die noch keine Rente oder Pension beziehen, sie fühlten sich nicht genügend für die spätere Rentenzeit abgesichert. 39 Prozent gaben an, dass ihre Absicherung für das Rentenalter ausreiche.

Je jünger die Menschen sind, desto größer sind demnach die Sorgen vor einer möglichen Altersarmut. 62 Prozent der 18- bis 34-Jährigen sehen sich als nicht ausreichend abgesichert. In der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen haben 58 Prozent dieses Gefühl. Bei den 50- bis 64-Jährigen hat noch jeder Zweite (51 Prozent) Bedenken. Eine repräsentative Studie von TNS Infratest hatte indes soeben erst ergeben, dass junge Menschen zu wenig Geld fürs Alters zurücklegen, weil sie zu optimistisch sind.

In der Koalition wird derzeit über die Zukunft der Rente diskutiert, vor allem über die Frage eines späteren Rentenbeginns erst mit 70 Jahren. 67 Prozent der Bürger glauben der Umfrage zufolge nicht, dass die große Koalition eine mögliche Altersarmut verhindern kann. Lediglich drei von zehn Bürgern (28 Prozent) vertrauen der Regierung beim Thema Altersabsicherung. (Tsp,/Reuters)

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