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Die Maschine des Staatspräsidenten Lech Kaczynski war am 10. April 2010 beim Anflug auf den Flughafen Smolensk in einem Wald zerschellt.

© AFP

Piloten des Präsidentenjets trotz Nebels zur Landung gedrängt: Neue Details zum Absturz in Smolensk

Fünf Jahre nach dem Absturz des polnischen Präsidentenjets im russischen Smolensk gehen die Ermittler davon aus, dass der Luftwaffenchef die Piloten trotz Nebels zur Landung gedrängt hat. Bei dem Absturz starben 96 Menschen - darunter Staatspräsident Lech Kaczynski.

Eine neue Auswertung der Blackbox des 2010 im russischen Smolensk abgestürzten polnischen Präsidentenjets hat weitere Erkenntnisse über das Unglück geliefert. Die einem Radiosender zugespielten Gesprächsprotokolle der letzten 25 Minuten des Fluges zeichnen ein Bild von Chaos im Cockpit und machen klar, wie enorm der Druck auf die Piloten war.

"Wir müssen es bis zum Gelingen versuchen!"

"Wir müssen es bis zum Gelingen versuchen!" So soll Polens Luftwaffenchef General Andrzej Blasik seine Untergebenen trotz dichten Nebels zur Landung gedrängt haben. Der Militärstaatsanwaltschaft zufolge sind die Protokolle dem Einsatz einer Technik zu verdanken, mit der es gelang, deutlich mehr von dem Stimmengewirr im Cockpit zu verstehen als zuvor. Unklar ist, warum diese erst fünf Jahre nach dem Unglück angewandt wurde.

Das Unglück ist bis heute nicht restlos aufgeklärt

Die Maschine des Staatspräsidenten Lech Kaczynski war am 10. April 2010 beim Anflug auf den Flughafen Smolensk in einem Wald zerschellt. 96 Menschen kamen ums Leben. Das Unglück ist bis heute nicht restlos aufgeklärt. Polnische wie russische Behörden sahen bisher den Hauptfehler bei den beiden Piloten. Erkenntnissen der polnischen Militärstaatsanwaltschaft zufolge trifft jedoch auch zwei russische Lotsen im Tower von Smolensk eine Mitschuld.

Die rechtsnationale Opposition rund um Lech Kaczynskis Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski wirft der liberalen Regierung seit dem Unglück vor, die Aufklärung zu hintertreiben. Die neue Abschrift der Blackbox – bereits die vierte seit 2010 – bestätige seltsamerweise die russischen Untersuchungen, kritisierte die von Kaczynskis Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) mitfinanzierte Zeitung "Gazeta Polska Codzienna". Die neuen Gesprächsprotokolle seien "amateurhaft".

Es gibt Verschwörungstheorien

Die Witwe des Luftwaffenchefs ist gar überzeugt, die neue Abschrift habe zum Ziel, Jürgen Roths neuestes Buch zu übertönen. Der deutsche Journalist zitiert darin ein BND-Gesprächsprotokoll, das ein Attentat auf das Flugzeug suggeriert. Dieses soll der von Roth zitierten BND-Notiz zufolge von einem liberalen polnischen Spitzenpolitiker beim russischen Inlandgeheimdienst FSB in Auftrag gegeben worden sein. Solche Thesen vertritt auch ein Großteil der Stammwählerschaft von Kaczynskis PiS.

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