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Peter Tauber

© imago images/Chris Emil Janßen

Peter Tauber zieht sich vorzeitig zurück: Ein Sensibler dankt ab

Der frühere CDU-Generalsekretär wollte nach der Wahl aufhören - jetzt zwingt ihn seine Krankheit zum früheren Abschied aus Berlin.

Von Robert Birnbaum

Wenn im politischen Berlin von einem gesagt wird, dass er ein feiner Kerl sei, dann will das was heißen. Peter Tauber ist so einer.

Als der Christdemokrat am Montagabend per Twitter mitteilte, dass er sich noch früher aus der Politik zurückzieht als geplant, kam eine überparteiliche Welle des Bedauerns zurück. „Sie werden fehlen“, schrieb der Grüne Cem Özdemir, „Das tut mir sehr leid“ der FDP-Mann Alexander Graf Lambsdorff, „Bitte stark bleiben“ die Sozialdemokratin Sawsan Chebli.

Die Wünsche kann er brauchen. „Der Schritt fällt mir nicht leicht“, schreibt Tauber. Aber die Krankheit, die ihn am Ende seiner Zeit als CDU-Generalsekretär fast umgebracht hatte, ist zurückgekehrt.

Eine Operation habe er im Januar schon hinter sich, eine zweite sei jetzt nötig und eine längere Auszeit. Da habe er sich entschieden, „auf mich selbst zu hören“. Nicht erst mit dem Ende der Wahlperiode ist Schluss in Berlin für den erst 46-Jährigen, wie er schon früher angekündigt hatte. Zu Ostern gibt er sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium auf, den Sitz im Bundestag „zeitnah“ danach.

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Auf sich selber hören – er hat sich schon nach dem ersten Zusammenbruch gefragt, ob er das nicht viel früher hätte tun sollen. Mitten im Wahlkampf vor drei Jahren erwischte ihn eine lebensbedrohliche Darmentzündung.

Der Stress war zu viel. Er hat später selbst beschrieben, wie Angela Merkel ihn, den jungen digital-affinen Abgeordneten, mit dem Auftrag ins Adenauer-Haus berief, dort die Moderne Einzug halten zu lassen. Doch statt der Moderne kam die AfD und ein Dauerkonflikt mit dem altgedienten Bundesgeschäftsführer Klaus Schüler, der das Smartphone als Wahlkampfinstrument noch höchst überflüssig fand.

Nach der Wahl zog Tauber in den Bendler-Block ein und suchte in seinem Büro als erstes die Wand aus, auf der ein Messtischblatt seines Truppenübungsplatzes aus der Wehrdienstzeit einen Ehrenplatz bekam. Seine neue Truppe verstand schnell, dass es ihm ernst war. Die Soldaten dankten mit einer Zuneigung, die einer selten bekommt in diesem Metier.

Aber es war eben auch ein Stressposten. All die schlechten Nachrichten an die Verteidigungsausschuss, die Mängel- und Skandalberichte gingen in den letzten Jahren über seinen Schreibtisch. Nichts für den feinnervigen Menschen, der sich schon immer hinter dem Marathonläufer versteckt hatte.

Ein guter Minister wäre er geworden. Doch dazu gehört noch mehr von dem, was ihn zunehmend abstieß an diesem Berlin: Das Kraftmeiern im Amt, die dauernervöse Medienkultur, die nur noch strahlende Helden und komplette Versager kennt, auch die eigene Partei, die, so hat er das einmal der „Zeit“ beschrieben, sich auch immer mehr von Umfragen und Schlagzeilen treiben lasse, statt in Stürmen zusammenzustehen.

Er geht nicht im Zorn: "Es war mir eine Ehre." Trotzdem, nicht mehr seine Welt. In der sind die romantischen Dichter des deutschen Vormärz präsent und die pflichtbewussten alten Preußen. Jetzt zitiert der gelernte Historiker das Johannes-Evangelium: „Was du tun willst, das tue bald.“ Angela Merkel bedauerte seinen Abgang und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft. Die Kanzlerin, wie gesagt, steht damit nicht allein.

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