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Intelligent, schneidend - und manchmal unbeherrscht: Peer Steinbrück im Wahlkampfendspurt auf dem Titel des "SZ-Magazins".

© Alfred Steffen/SZ-Magazin

Peer Steinbrück macht Satireshow: Der geborene Komödiant

Unterhaltsam war er immer: Witzig, bissig und pointiert wie wenige redete Peer Steinbrück als Politiker. Nun kehrt er für eine Tournee zurück.

Von Hans Monath

Das Versprechen ist sieben Monate alt. "Wenn Sie mir sagen, wir gehen jetzt auf Tournee, Herr Schroeder, dann machen wir das", erklärte Peer Steinbrück bei einem Auftritt in der "Radio Eins"-Satireshow des Kabarettisten Florian Schroeder im September. Die Ankündigung, die das Publikum frenetisch beklatschte, setzen der Ex-SPD-Kanzlerkandidat und der Moderator von Juli an um. Beide starten mit einer eigenen Show in eine Tournee.

Nicht weniger als die "lustigste Wahlkampfveranstaltung" des Sommers verspricht das Programm – "garantiert ohne Wahlwerbung, Sonnenschirm und Kugelschreiberverteilung". Stattdessen dürften die Zuschauer knallige Pointen erwarten. Denn der Ex-Bundesfinanzminister, der sein Bundestagsmandat im Herbst niedergelegt hatte, war als Rhetoriker so witzig, bissig und pointiert wie wenige andere in der Politik.

Seiner politischen Karriere war die direkte, manchmal brüske Art nicht immer dienlich; etwa wenn Steinbrück der Schweiz wegen deren Bankgeheimnis mit dem Einsatz der "Kavallerie" drohte oder zum Entsetzen seiner Wahlkampfberater verkündete, er trinke keinen Weißwein, der weniger als fünf Euro koste. Zum Anspruch seiner Partei, die kleinen Leute im Blick zu haben, passte der Satz schlecht. Ohnehin passte wenig zusammen bei der SPD im Wahljahr 2013. Dass die ganze Aufstellung falsch war, weil die Deutschen sich nicht nur als Opfer sahen, hat er später selbst ausgesprochen.

Dafür waren Auftritte des Politikers oft sehr unterhaltsam, der sich heute um die Helmut-Schmidt-Stiftung kümmert und eine Bank berät. Den Satz "Hätte, hätte Fahrradkette" etwa hat er aus den Tiefen des Volksvermögens zurückgeholt - er erlangte Kultcharakter. Der SPD-Politiker hatte damit in einem TV-Interview die Frage abbügeln wollen, warum er nicht gemerkt habe, dass sein Wahlslogan ("Das Wir entscheidet") längst von einer Leiharbeitsfirma besetzt war.

Zum besonderen Charme des Sozialdemokraten mit durchaus bürgerlichem Habitus trägt wohl auch bei, dass er auch Ausflüge ins Derbe nicht scheut: "Alle klagen über Bürokratie. Aber wenn der Hund des Nachbarn in ihren Garten furzt, wollen die Leute gleich eine Änderung des Emissionsschutzgesetzes." Fans dürfen sich nun darauf freuen, dass Steinbrück seinem Gastgeber Schroeder demnächst gegenübersitzt – mit einem Glas Weißwein in der Hand, der dann wohl deutlich mehr als fünf Euro kosten darf.

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