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Janine Wissler und Martin Schirdewan.

© IMAGO/Jacob Schröter

Update

Parteitag in Erfurt: Wissler und Schirdewan bilden neue Doppelspitze der Linken

Janine Wissler bleibt trotz interner Vorwürfe im Metoo-Skandal Vorsitzende der Linken. Neu an der Parteispitze ist der Europa-Abgeordnete Martin Schirdewan.

Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler ist trotz innerparteilicher Kritik im Amt bestätigt worden. Auf dem Bundesparteitag der Linken setzte sich die 41-Jährige mit 57,5 Prozent der Stimmen in einer Kampfkandidatur durch. Als Co-Parteichef wurde der Europa-Abgeordnete Martin Schirdewan mit 61,3 Prozent gewählt.

Wissler führt die Partei seit Februar vergangenen Jahres. Ihre Co-Chefin Susanne Hennig-Wellsow trat aber angesichts der massiven Wahlniederlagen und eines Sexismus-Skandals bei den Linken zurück. Wissler sah sich besonders aus der Linksjugend mit Vorwürfen konfrontiert, im Umgang mit den MeToo-Fällen in der Linken habe es Versäumnisse gegeben.

Angesichts dieser Kritik galt ihre Wiederwahl beim Parteitag keinesfalls als sicher. Doch mit einer überaus kämpferischen Rede am Freitag konnte sie viele Delegierte des Parteitags hinter sich bringen.

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Gegen Wissler war auf dem für Frauen vorgesehenen Platz in der Doppelspitze die 34-jährige Bundestagsabgeordnete Heidi Reichinnek angetreten. Sie erhielt 35,9 Prozent der Stimmen. Die Linken-Vorsitzende in Niedersachsen setzte mit der Kampfkandidatur ein Signal. In ihrer Vorstellungsrede sagte die frauenpolitische Sprecherin, sie wolle „vieles besser“ machen als bisher.

Eklat um Umgang mit MeToo-Fällen

Unmittelbar nach der Wahl der beiden Parteivorsitzenden kam es in Erfurt zu einem Eklat, weil zwei Betroffene von sexualisierten Übergriffen das Votum für Wissler scharf kritisierten. Eine der Frauen sagte, den Tränen nahe, sie wisse nicht, wie sie jetzt noch in der Partei bleiben könne. Diese Wortmeldungen und vor allem das Timing stießen bei anderen Delegierten auf Kritik.

Am Vorabend hatte sich die Linke auf ihrem Parteitag mit dem Thema Sexismus und MeToo auseinandergesetzt. Der Jugendverband solid kritisierte den Umgang der Parteispitze mit den Betroffenen.

Der neu gewählte Co-Parteichef Schirdewan leitet seit drei Jahren die Fraktion der Linken im Europäischen Parlament. Diese Erfahrung führte der 46-Jährige in seiner Bewerbungsrede auf dem Parteitag ins Feld. Im EU-Parlament hat sich der promovierte Politikwissenschaftler vor allem mit den Themen Wirtschaft, Steuern und Geldwäsche befasst.

Auch der Leipziger Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann hatte sich um den Parteivorsitz beworben. Er galt als Wunschkandidat des Lagers um die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht. Er kam auf 31,7 Prozent.

Der Parteivorstand um Wissler setzte sich am Samstag in der Debatte um die Haltung der Linken zu Russland durch. Eine Mehrheit der Delegierten sprach sich dafür aus, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine klar zu verurteilen.

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