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Ivan Krastev warnt davor, den Krieg in der Ukraine alleine als Konflikt zwischen Russland und dem Westen zu sehen.

© Markus Schwarze/promo

Osteuropäischer Vordenker Ivan Krastev:  „Es ist sehr schwierig, eine Palastrevolte zu organisieren“

Der Putin-Kenner Ivan Krastev geht nicht davon aus, dass sich Russland in den nächsten Monaten ändert. Den Rückhalt in der Bevölkerung hält er weiter für groß.

Der einflussreiche bulgarische Politologe und Buchautor Ivan Krastev sieht derzeit wenig Chancen für eine Palastrevolte gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.  „Es ist sehr schwierig, eine Palastrevolte zu organisieren, wenn man davon ausgehen muss, dass man dabei die Bevölkerung nicht hinter sich hat“, sagte Krastev dem Tagesspiegel am Sonntag. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass sich Russland innerhalb der nächsten drei oder sechs Monate allein wegen der Sanktionen und des wirtschaftlichen Drucks ändert, sagte der Politikwissenschaftler („Europadämmerung“) weiter.

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Krastev warnte davor, den russischen Angriff auf die Ukraine zum Anlass zu nehmen, den Konflikt zu einer Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Westen zu machen. Damit werde Putins Behauptung bestätigt, „dass der Westen Russland ohnehin nie tolerieren wird“.

Krastev: Deutschland schätzte Russland falsch ein

Nach der Einschätzung von Krastev hat die Bundesrepublik die Lage in Russland über weite Strecken der Nachkriegsgeschichte falsch eingeschätzt. Es sei ein Irrglaube gewesen, dass Russland früher oder später Deutschlands Nachkriegsentwicklung mitsamt dem wirtschaftlichen Aufschwung nachvollziehen würde. Insbesondere mit Blick auf die Zeit nach der russischen Annexion der Krim müsse sich die damalige Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorwerfen lassen, die Energiezufuhr Deutschlands nicht diversifiziert zu haben.

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