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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban.

© Attila Kisbenedek/AFP

Orban will Urteile kippen lassen: Amnesty kritisiert Ungarns Pläne für neue Justizreform scharf

Ungarns Premier Orban nimmt offenbar einen weiteren Anlauf, um die Unabhängigkeit der Gerichte einzuschränken. Davor warnt Amnesty International.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat deutliche Kritik an den Plänen Ungarns für eine weitere Justizreform geübt. Nach dem Verzicht auf die umstrittene Reform der Verwaltungsjustiz will die Regierung des Rechtsnationalisten Viktor Orban nun offenbar erneut die Unabhängigkeit der Gerichte in Ungarn einschränken.

Justizministerin Judit Varga reichte am vergangenen Dienstag den Entwurf eines 200 Seiten starken Artikelgesetzes ein. Danach sollen Regierungsbehörden künftig vor das Verfassungsgericht ziehen können, um für sie unliebsame Urteile in Rechtsstreitigkeiten um Wahlen, Korruption und Transparenzpflichten kippen zu lassen. Bisher ist das nicht möglich.

Orbans Gesetz soll noch im Dezember vom Parlament in Ungarn angenommen werden

Amnesty International beklagte am Wochenende, das höchste Gericht sei seit vielen Jahren überwiegend aus loyalen Regierungsanhängern zusammengesetzt. Der Entwurf des Artikelgesetzes scheint auf einen ähnlichen Effekt abzuzielen wie die von Orban unter immensem internationalen Druck fallengelassene Reform der Verwaltungsgerichte.

So heißt es bei Amnesty: „Die Regierung wählt nun, anstelle der geplanten Einführung von Verwaltungsgerichten, die der Minister lenkt, einen anderen Weg, indem sie in politisch heiklen Angelegenheiten die Möglichkeit eröffnet, das schon früher unter Regierungseinfluss geratene Verfassungsgericht anzurufen.“ Das Artikelgesetz soll noch im Dezember vom Parlament angenommen werden. Orbans Regierungspartei Fidesz verfügt in Ungarn über die dafür nötige Zweidrittelmehrheit. (dpa)

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